Delphi.
I. Beschreibung der Örtlichkeit.
Das Thal des Kephissos, der die Landschaften Doris, Phokis
und JBöotien in der Richtung von Westen nach Osten durchfließt,
wird in seinem oberen Teile südlich durch ein hohes und breites
Massengebirge, den Parnaß, begrenzt. Derselbe ist nach drei
Seiten hin vollständig abgeschlossen, nur im Nordwesten zieht sich
ein Kamm nach dem Oeta hin. Während in den unteren Teilen
meist der nackte Kalkstein zu Tage tritt, sind die höheren mit
dichten Tannenwäldern bedeckt; darüber streben wieder kahle
'Wände und mehrere Gipfel empor, die den größten Teil des
Jahres über mit Schnee bedeckt sind. Die höchste Spitze erhebt
sich bis zu einer Höhe von 2458 m. Nach dem Korinthischen Golf
zu im Süden ist dem Parnaß ein niedriger, teilweise wohl be¬
waldeter Gebirgszug, die Kirphis, vorgelagert, dessen Fortsetzung
im Osten sich nach dem böotischen Helikon hinüberzieht. Parnaß
und Kirphis sind durch das schmale Thal des alten Pleistos von
einander getrennt. Sein Bett ist den größten Teil des Jahres über
trocken, weshalb er jetzt, wie noch manche andere Ströme Griechen¬
lands, den Namen Xeropotami, d. h. trockener Fluß, führt. Hoch
über seinem rechten Ufer in einer Thalschlucht d^ s steil abfallenden
Parnaß liegt Delphi, die uralte berühmte Kultusstätte des Apollo.