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Die Gesteinshülle.
Annahme kann im ganzen als abgetan gelten zumeist wegen der Massenhaftigkeit der
gefundenen „Geschiebe" (s- S. 84 n. 379), der Schutthalden, die sich unzweifelhaft als
Moränenschutt erweisen, und wegen der sich immer mehr häufenden Nachweise von deut¬
lichen Gletscherspuren, namentlich den „Gletscherschrammen" an den Gesteinen. So ist
denn an ihre Stelle die jetzt ziemlich allgemein angenommene Vergletscherungs-
(Glazial--) Theorie getreten. Danach waren nicht bloß alle Gebirge, die jetzt noch
Gletscher tragen, sondern auch solche, die jetzt keine mehr besitzen, wie das Riesen¬
gebirge, in einer Weise vom Eise bedeckt, von der noch heute das im Durchschnitte
2000 m mächtige Inlandeis von Grönland, das nach den heutigen klimatischen Be¬
dingungen dort nicht entstanden sein könnte, eine Anschauung gibt. Das Eis rückte
dann, Lehm, Mergel und andere Geschiebe mit sich schiebend, in die umliegenden, tieferen
Länder hinab. Das nord-amerikanische Inlandeis bedeckte eine Flüche von reichlich
8 Mili, qkm, und seine Ausgangspunkte waren die damals viel höheren Gebiete des ö.
Labradors, der Hudson-Bai und der Länder zwischen dieser und dem Mackenzie. Denn
die Eiszeiten waren begleitet von einem außerordentlich starken Schwanken der Strand¬
linien, einem Sinken und nachfolgenden Wiederauftauchen der Länder, so daß z. B. in
England die damalige Strandlinie 90 —120 in, in Schottland bis zu 150 m über der
heutigen lag. Noch bezeichnender als das Sinken der Temperatur war für die Eiszeit das
ungewöhnliche Wachsen der Niederschläge, eine „Pluvialperiode", die bewirkte, daß die heute
zumeist einschrumpfenden Flachlandseen viel größere Flächen bedeckten, daß das Kaspische
Meer mit dem Schwarzen Meer in Verbindung stand und das ganze Ghör in Palästina
mit Wasser gefüllt war. Die Eiszeit herrschte jedoch nicht ununterbrochen, sondern war
durch mindestens eine, zumeist aber zwei „Interglazial-Zeiten" unterbrochen, so
daß von drei Eiszeiten mit einiger Sicherheit gesprochen werden kann, wobei dann
aber der dritte Eisstrom nicht alle überhaupt vom Eise bedeckt gewesenen Länder getroffen
hat. Daneben werden dann noch kleinere Vorstöße des Eises unterschieden. Das Klima
der Jnterglazial-Zeiten war besonders dürr, und unter diesem Lckeppenklima sind ver¬
mutlich die großen Löß-Ablagerungen (s. S. 29) zusammengeweht.
Die Gletscher-Geschiebe und Moränen in Norddeutschland sind zumeist baltischeu
Ursprungs und rühren zum großen Teile aus den Granitgebirgen Süd-Schwedens her.
Diese waren damals hoch genug, um dem Eise ein Gefälle zu verleihen, daß es das
Becken der damals vermutlich nicht vorhandenen Ostsee durchpflügen, die beiden deutschen
Landrücken, wenn auch mit zeitweiligem Aufstau, übersteigen und sich am Fuße der Mittel¬
gebirge emporbäumen konnte. Im S.O. ging es bis an den Fuß der Karpaten, in
Rußland bis in die Gebiete des Don, des Dnjepr und der Kama, und nachdem es
durch das Gebiet der damals nicht vorhandenen oder viel kleineren Nordsee gezogen war,
ging es über weite Teile Großbritanniens, während kleinere Gletscher vom n. Schottland
ausströmten. Die Spuren der alten Alpen gl et sch er breiten sich über das süddeutsche
Alpenvorland und bis in das Po-Tiefland aus. Die Gletscher des Riesengebirges
reichten bis stuf 800 m Meereshöhe herab. — Begonnen haben mag die Eiszeit vor
vielleicht 100000 Jahren, ihr Ende wird nach den Anschwemmungen, die nach ihrem
Aufhören angefangen haben, vor 15—16000Jahren angesetzt, das Alter des angeschwemmten
„Bödeli", auf dem Jnterlaken steht, auf 20000.
>Von den zahllosen Hypothesen, die eine so bedeutende Klimaschwankung erklären
wollen, wie das Vorhandensein der Eiszeit sie bedingt, sucht ein Teil sie in der Excen¬
trizität der Erdbahn, da bei einem größeren Aphel (s. S. 602), das die Erde erreichen
kann, die Wärmezufuhr durch die Sonne ganz erheblich vermindert werden mußte. Andere
suchen die Ursache in der Veränderung des L>onnenkörpers, der bei dem Wechsel
seiner Glutzustände Zeiten der Abkühlung durchgemacht haben soll. Eine etwas kühne
Vermutung sucht die Eiszeit daraus abzuleiten, daß die Eigenwärme der Erde ihre
Wirkung auf die Oberfläche verloren habe, die sie in einer früheren Periode besaß,
während die Sonne noch nicht die Hitzegrade gewonnen hätte, mit denen jie nachher bei
größerer Verdichtung ihres Aggregatzustandes das Eis entfernte und mit denen sie uns
jetzt erwärmt.)
§ 5. Der Vulkanismus ist fortwährend daran tätig, mit seinen Auswurf¬
stoffen die Erdoberfläche umzugestalten. Er äußert sich zunächst dadurch, daß eine
Stelle der Erdrinde sich öffnet — sei es unter dem Meere, sei es auf dem Lande
-— und durch einen Kanal oder eine Spalte glühende Massen aus dem Erdinneren