Full text: Lehrbuch der Geographie für die mittleren und oberen Klassen höherer Bildungsanstalten sowie zum Selbststudium

§. 117. Bevölkerungsverhältnisse. 441 
rund Wohlstand, sowie durch altertümlich einfache Sitten aus und 
halten mit Zähigkeit an ihrer Nationalität fest, wiewohl sie von den 
sich rascher an Bevölkerungszahl mehrenden Walachen und Ungarn 
immer mehr eingeengt werden. In der Zips dagegen fetzt das deutsche 
Element dem slowakischen ober magyarischen geringeren Widerstand ent¬ 
gegen. Die Sachsen bekennen sich zum Lutherthum unb waren stets 
freie Leute ohne Abel. — Auch bie Bergstäbte im ungarischen Erzgebirge 
sind wesentlich deutsch, inbem bie Deutschen hier, wie an so vielen 
anderen Drten ber Erbe, als Bergwerkseolonisten angesiedelt sind. Doch 
weicht auch hier die deutsche Sprache unb Sitte langsam aber stetig 
vor Slovaken- unb Magyarenthum zurück. In ben ungarischen Stabten 
ber Ebenen sitzen zahlreiche beutsche Handwerker unb Kaufleute, unb seit 
den Türkenkriegen sinb auch in ben fruchtbareren Strichen der Ebene 
einzelne deutsche Ackerbancolonien angelegt. Besonders ist dies im Banate 
der Fall, welcher Bezirk auf kleinstem Raume ein Bild der wunderbaren 
Völkcrmifchung Ungarns barstellt. Diese neueren Kolonisten, welche 
aus Oesterreich unb Bayern stammen unb meistens katholisch sinb, 
werden mit dem Namen der Schwaben bezeichnet und sind ohne die 
bevorzugte Stellung der Sachsen. In denjenigen Städten Ungarns, 
deren Bevölkerung vorherrschend aus -Magyaren besteht, haben sich in 
der letzteren Zeit die zwischen ihnen wohnenden Schwaben zahlreich bem 
Magyarenthum zugewanbt, ihre beutfchen Namen ins Ungarische über» 
fetzt unb wetteifern zum Theil mit ben ächten Magyaren in ber Ver¬ 
achtung beutfchen Wesens, und doch verdankt das Land feine aame 
Cultur den Deutschen. 
Unbedeutendere Bestandtheile der Bevölkerung sind die Zigeuner, 
bte als Schmiebe, Handarbeiter und in ähnlichen Beschäftigungen über 
das ganze Land verbreitet sind und als Musiker von ben Magyaren 
besonders geschätzt werben; bann bie Juben, unb endlich die Arme- 
nier (besonders in den Siebenbürgifchen Städten). Folgendes ist bie 
Vertheilung ber Bevölkerung nach Stämmen: 1,810 T. Deutsche; 
4r'r 61 ®Iaüen> 2,648 T. Magyaren. Der Zahl nach überwiegen 
|0 bie Slaven unb Walachen; aber bie Magyaren, wie ein Keil 
fischen Norden und Suden eingeschoben, sind im Besitz der reichen 
Mitte des Landes und der politischen Gewalt. 
<..r r,* r*ee0$ 1*dtC♦ Es ist schon oben mitgetheilt, wieS.118. 
in heilige Stephan Begründer einer eigentlichen staatlichen Ordnung und des 
b,esen Ländern wurde. Als fein Stamm, der nach dem 
mythischen Begründer des Magyarenreichs als der der Arpaden bezeichnet wird, 
ausstarb, wurde das Reich unter dem Einflüsse einer übermächtigen 
Zahlreich. In Folge des Todes von Ludwig II (1526, Schlacht 
ber Mohacz) kam mit Ferdinand I das Haus Habsburg auf den Thron dem 
es auch, nachdem die Türken (1686) den größten Theil des Landes hatten 
bur*eH,ItiUJCm ^ 3<chre 1687 gelang, durch den ungarischen Reichstag, der 
durch blutige Verfolgung der Protestanten (Blutgericht zu Eperies!) erschreckt 
war, die Erblichkeit der Krone wieder herstellen zu lassen. Ungarn galt übri¬ 
ges nur als durch Personalunion mit Oesterreich verbunden und wurde unter 
Mitwirkung eines Reichstages regiert, in welchem die vier Stände der Prä-
	        
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