108
Mittel-Europ a.
halb Zwickau 1609) nicht vergessen, der 1637 mit Olearius aus Aschersleben Persien
bereiste; des Olearius Reisebeschreibuug ist noch jetzt lehrreich. — Weiter abwärts in
großer wohlangebauter Ebene liegt Leipzig an der Pleiße und nahe der Elster mit
107000 E., eine der wichtigsten Haudelstädte mit tresslicheu Schulen und Universität,
Mittelpunkt des deutschen Buchhandels mit nahezu 300 Buch-, Musik- und Kunst-
Handlungen, vielen Druckereien, Schriftgießereien, mechanischer großer Werkstätte für
Laudn'irthschast zc. uud 3 vielbesuchten Messen. Joh. Seb. Bach, der kunstreichste der
Compouisten (geb. zu Eiseuach 1685 und gestorben zu Leipzig 1750), war lange Zeit
Musikdirector der hiesigen Thomasschule; ein Deukmal erinnert an ihn, sowie ein an-
deres an den Lieder- uud Fabeldichter Gellert; Kästner, Leibnitz, Mahlmann, Thomasius,
Schnorr von Carolsseld sind Leipziger. — Hubertsburg, östlich von Leipzig auf
dem Cnlmberg, ein Jagdschloß, nenn?nswerth wegen des Friedens von 1763, der ten
siebenjährigen Krieg beendigte. Altenbnrg oberhalb Leipzig an der Pleiße, Manu-
sakturstadt mit 29000 E. und Sitz eines sächsischen Herzogs. Die Bauern umher,
germanisirte Sorben, halten uoch an ihrer alten Tracht, dulden auch, um ihren Wohl-
stand zu erhalten, keine Zerstückelung der Güter, deren es fast 100 gibt, jedes zu mehr
als 200 Morgen, uud mehr als 300 vou mindestens 100 Morgen. Zeitz mit
15-100 E., Gera mit 17900 E., beide gewerbsame Städte a. d. Elster; erstere ist
preußisch, letztere gehört der Fürstenfamilie Reuß j. L-, die iu der Nachbarschaft ihre
kleinen Nesidenzorte hat.
4) An der Saale: Rudolstadt, Sitz eines Fürsten von Schwarzburg. Jena
im tiefen Thal, eingefaßt von beträchtlichen, aber waldlosen Hohen, berühmt als Uni-
versität. Naumburg der Uustrutmündung gegenüber mit 15100 E. und ansehn-
lichem Handel. Au den Uferhöhen wird einiger Wein gebaut, der trinkbarste am
Schloßberge Hoseck. In der Nähe die Pforta, die berühmteste der 3 von Moritz
von Sachsen aus Gütern eiugezogner Klöster gestifteten Fürstenschulen; seit 1315 unter
preußischer Hoheit und nun im Wesentlichen ein modernes Gymnasium. Die Ein¬
künfte der Anstalt betragen an 44000 Thlr. und da von 1543 an 11,000 Zöglinge
Ausnahme und Unterricht gefunden, so ist leicht begreiflich, daß in allen Zweigen der
Wissenschaft und Kunst, sowie in allen Richlingen des öffentlichen Lebens Namen be-
rühmter Pförtner glänzen. Weißenfels, bekannt dnrch A. Müllner und den jungen
Dichter Hardenberg, genannt Novalis. Ans einem Nachbardorf war Senme. Merfe-
bürg, dessen kräftiges Bier Hölty mit dem Göttertrank Walhallas verglich. Halle,
Universität mit 52090 E., des großen Compouisten Häudel Geburtsort; er starb zu
Loudou 1759, wo sein Denkmal in der Westmnnster-Abtei. Die Salzquellen zu Halle
sind so ergibig, daß man jährlich bis 220000 Ctr. si'det. Die Arbeiter heißen Halloren
und sind wendischen Ursprungs. Sic bildeten ehemals eine bis ins Kleinste gegliederte
„Thalbrüderschaft"; kein junger Hallor heiratete ein anderes als ein Hallorenmädchen;
deshalb machten sie eiu eignes kleines Völkchen aus und blieben alter Art und Sitte
treu. Jetzt hat sich das manchsiich geändert; doch genießen die Halloren noch immer
besonderer Privilegien. Man rühmt ihren Fleiß, ihre Rechtlichkeit, und daß sie in
Nöthen, etwa bei Feuersgefahr, eifrige Helfer seien. Die Univer'tät war oft mit tüch-
tigen Lehrern versehen uud viel besucht; Fr. Aug. Wolf war eine Zierde derselben von