§ 8. Geographische Breite und Länge.
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genommen, von dem die Meridiane gezählt werden. Es liegt aber Paris
20°, Greenwich 170 39' 46" östlich von Ferro, demnach Greenwich
2° 20'' 14" westlich von Paris.
Hamburg liegt 100 ö. L. v. G., Washington 77 0 w. L. b. G.
Viele Karten stimmen darin überein, daß sie von ihrem Ausgangs¬
punkte ostwärts bis 360 sortzählen, andere dagegen zählen nur bis 180
nach Osten und bis 180 nach Westen. So entstehen Grade östlicher
und Grade westlicherLänge, und die Erde zerfällt dadurch von neuem
in zwei Halbkugeln, eine östliche und eine westliche. So stellen sie
unsere Planigloben (d.i. Abbildungen dieser Halbkugeln in der
Ebene) dar. Da man nun durch genaue Instrumente für jeden Erdfleck
sowohl den Abstand vom Äquator als von dem ersten Meridian genau
bestimmen kann, so begreift man, wie genau die Lage eines jeden Ortes
aus der Erdkugel angegeben werden kann. Berlin z.B. (oder genau
gesagt, die Sternwarte von Berlin) liegt unter 52° 30' 17" nördlicher
Breite und 13° 23' 42" östlicher Länge von Greenwich, also aus oder,
wie man gewöhnlich sagt, unter dem 53. nördlichen Breitengrade und
dem 14. östlichen Längengrad von Greenwich.
In neuerer Zeit ist der Nullmeridian von Greenwich auch bei
den Deutschen, welche früher nach dem Nullmeridian von Ferro zählten,
allgemein zur Annahme gelangt. Auch wir wollen bei Längenangaben ihn,
jedoch nur ostwärts zählend, zugrunde legen.
Wie findet man aber die geographische Breite eines Ortes? Es gibt
dazu verschiedene Wege; wir wollen nur einen kurz andeuten. Man mißt die
Länge des Schattens, welchen ein senkrecht aufgestellter Stab um Mittag wirft,
berechnet aus der Stablänge und der Schattenlänge, deren Endpunkte man sich
durch eine gerade Linie verbunden denkt, den von dieser Linie und der Erd¬
oberfläche gebildeten Winkel, zieht davon 15' ab und subtrahiert den ge¬
fundenen Wert von 90°: so drückt der gefundene Winkelwert die Breite des
Ortes aus.
Und wie findet man die geographische Länge eines Ortes? Die
Rotation der Erde geschieht von W. nach O. Es mutz also der Mittagsaugen-
6lt<f von O. nach W. in 24 Stunden durch alle 360 Meridiane laufen. Also
beträgt die Mittagsdifferenz von einem Meridian zum andern 4 Minuten, und
zwar in der Richtung von O. nach W. später, in der von W. nach O.
früher. Man beobachtet demnach den Mittagsaugenblick, vergleicht, welche
Zeit eme nach dem Mittagsaugenblicke eines Ortes, dessen geographische Länge
bekanntest, gestellte Uhr (Chronometer) angibt, und berechnet aus dem Zeit¬
unterschiede den Unterschied der Längengrade.
Soll indessen dieser Unterschied in Kilometern ausgedrückt werden, so ist
wohl zu beachten, daß nur am Äquator die Meridiane 111km voneinander
Jern± fmb' "ach den Polen zu sicki aber natürlich einander immer mehr
nähern. So mißt ein Längengrad