Full text: H. A. Daniels Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten

§ 103. Ntedeidemschland. 
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Tieflande geschieden ist. Am schmälsten ist Niederdeutschland natürlich 
im W., zumal an der Spitze des europäischen Gebirgsdreiecks (wenig über 
150 km), und man unterscheidet danach nach der Abdachung zur Nordsee 
oder zur Ostsee passend das m e st l i ch e und das östliche Niederdeutsch¬ 
land, beide vielfach verschiedenen Charakters. 
I. Das westliche Niederdeutschland (das westelbische Tief¬ 
land), die Abdachung am Nordmestrande des Gebirgsdreiecks zur Nord¬ 
see, enthält die Schelde, den Unterlauf des Rheins mit dem 
Rheindelta, die Ems, die Jade und den Unterlauf der Weser. 
a) Die Schelde entspringt aus den letzten Vorbergen der Ardennen. 
Sie ist ein vollkommener Niederungsstrom, hat wenig Gefälle, wird bald 
sehr tief und wasserreich und ist durch Kunst fast von der Quelle an schiff¬ 
bar. Bei Antwerpen trägt sie Seeschiffe. 22 km unterhalb teilt sie sich in 
die breiten Wasserstraßen W e st e r - und Oster-Schelde; allein ein 
Damm, welcher durch die Oster-Schelde gezogen ist, zwingt alles Wasser 
durch den südlichen Arm, die sehr breite Wester-Schelde, in die Nordsee 
auszuströmen. 
b) Der Niederrhein, bei Bonn 43 m über dem Meere, beginnt schon 
150 km von der Küste sich zu teilen; daß in den Verzweigungen gerade der 
zuletzt schwächste Arm den Namen Rhein behält, ist Zufall und Nebensache, 
Denn kein deutscher Strom schüttet so mächtige Wassermassen in den Ozean 
wie der Rhein. 
Der linke Hauptarm, die Waal, empfängt 2A der Wassermasse; 
dazu führt ihm die Maas (§ 100, 3) noch erhebliche Verstärkung an Wasser 
zu. Nach der Aufnahme derselben nimmt er den Namen Merwede an 
und geht in mehreren Armen in das Meer. 
Der rechte Hauptarm dagegen behält den Namen Rhein. Nach 
kurzem Lause entsendet er die I j s s e l [eißel] mit dem dritten Teile seiner 
Wassermasse in den Meerbusen der Zuiderzee [seudersee]. Demnach ver¬ 
halten sich in ihrer Wassermasse Waal, Rhein und Jjssel wie 6 zu 2 zu 1. 
Nochmals indessen entzieht dem Rhein die (wahrscheinlich einst künstlich an¬ 
gelegte) Abzweigung des Leck mehr als die Hälfte seines Wassers, so daß 
nur ein spärlicher Fluß übrig bleibt, der unter dem Namen „Rhein" (auch 
„Alter Rhein" genannt) unterhalb Leiden durch ein Schleusentor in das 
Meer geht. 
Dämme eingeschlossen, liegt der Spiegel des 'Rheins in den Nieder¬ 
landen so hoch über dem ihn umgebenden Lande, daß er aus demselben keine 
Zuflüsse mehr aufzunehmen vermag. 
, c) Die Ems entspringt auf der durch Pferdezucht bekannten Senner 
Heide, wo die Egge in den Teutoburger Wald übergeht, fließt meist durch 
ebene, wiesige Gegenden, trägt gegen das Ende ihres Lauses Seeschiffe, 
trrtt in den Dollart (der erst 1277 und 1278 durch das Versinken von 
50 Ortschaften entstand), dann aber als Oster- und Wester - Ems 
(burch die Insel Borkum geschieden), 6km breit, also schon meerähnlich, 
m das Meer. Welche Richtung des Laufes? Unter rechtem Winkel mündet 
rechts die Hase, von den letzten Ausläufen der Weserberge (§ 101, 2).
	        
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