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18. Doch mit ihr schwebt eine Engelsgestalt, 
Fest hält sie den Klöppel umschlungen, 
Ihr weißes Gewand, es wogt und wallt, 
Ihr Haar weht wie Feuerzungen. 
19. Geblendet stehen die drei und schaun 
Und wagen sich nicht zu regen — 
Da sehn sie es blutig herniedertaun 
Bei des Klöppels wuchtigen Schlägen. 
20. Und einer stammelt, bleich wie der Tod, 
Und all seine Glieder beben: 
„Schaut hin — es ist Lady Castleroad, 
Sie rettet dem Gatten das Leben!" 
21. Und niederwärts eilen, mit schlotternden Knien, 
Die Boten, das Wunder zu melden: 
„Herr Sheriff — Erbarmen — das Läuten stellt ein, 
Ihr tötet das Weib des Helden!" 
22. Dem Feldherrn trug man die Kunde zu. 
Er lauschte in tiefem Bewegen: 
„Nie brach ich mein Wort — fest bleibt es bestehn — 
Doch die Liebe kehrt es zum Segen! 
23. Ich schwur dem Empörer, beim ersten Geläut 
Zu sterben von Henkershänden: 
Die Glocke blieb stumm. Gott hat es gefügt. 
Der Lord mag sich heimwärts wenden!" 
28. Die süße litt fetter* Von Konrad ferdinand Meyer. 
Gedichte. 34. Auflage. Leipzig 1906. 8. 389. 
Wild zuckt der Blitz. In fahlem Lichte steht ein Turm. 
Der Donner rollt. Ein Reiter kämpft mit seinem Roß, 
Springt ab und pocht ans Tor und lärmt. Sein Mantel saust 
Im Wind. Er hält den scheuen Fuchs am Zügel fest. 
5 Ein schmales Gitterfenster schimmert goldenhell, 
Und knarrend öffnet jetzt das Tor ein Edelmann. . . 
— „Ich bin ein Knecht des Königs, als Kurier geschickt 
Nach Nimes. Herbergt mich! Ihr kennt des Königs Nock!" 
— „Es stürmt. Mein Gast bist du. Dein Kleid, was kümmert's mich! 
io Tritt ein und wärme dich! Ich sorge für dein Tier!* 
Der Reiter tritt in einen dunkeln Ahnensaal, 
Bon eines weiten Herdes Feuer schwach erhellt, 
Und je nach seines Flackerns launenhaftem Licht