thätig sind, spricht das häufige Auftreten von Erdbebens auch an
vulkanischen Erscheinungen sehlt es nicht.
Um zunächst für den breiten Norden der Halbinsel eine Über¬
sicht über den Gebirgsbau zu gewinnen, beachten wir die beiden
wichtigsten Verkehrswege, 'die durch die Natur des Landes
gegeben find. Unterhalb der Einmündung der Save sließt der
Donau von 8 her, also von rechts, die Morawa [morawa] zu: in
der Nähe ihrer Hauptquelle aber entwickelt sich in entgegengesetzter
Richtnng der nach dem Golfe von Saloniki strömende Wardar
(Axios). Die Wasserscheide zwischen beiden Flüssen übertrifft sannt
die Höhenlage Münchens (vgl. lt. 14, 113). Die Gebirgszüge westlich
von dieser natürlichen Handelsstraße (jetzt Eisenbahn Belgrad —Sa¬
loniki) bilden im wesentlichen ein System von dem 80-Ende der
Alpen bis znr Südspitze der ganzen Halbinsel; die Erhebungen
östlich von der genannten Thalfurche aber streichen nach 0 oder SO
und lassen zwischen sich breite Zugänge von Asien her offen. Der
zweite, noch wichtigere Verkehrsweg zweigt von der Morawa südost-
wärts ab, erreicht nach Übersteigung eines auch nur 500 bis 800 m
hohen Berglandes das Thal der oberen Maritza (Hebros), die
später nach 8 hin umbiegt, und endigt am Bosporus (jetzt Eisen¬
bahn Belgrad—Konstantinopel). Diese Linie trennt das 'Balkan-
System vom übrigen Gebirgslande. —
Von der Küste des Schwarzen Meeres an streicht der Balkan 2
(Haemns) westwärts mit Steilabfall auf der Südseite, allmählicher
Abdachung auf der Notiffeite;3 der Donau-Nebenfluß Jsker bildet
ein das ganze Gebirge durchsetzendes Querthal, jenseit dessen der
Balkan immer mehr nach N umbiegt, um an den Stromschnellen
des Eisernen Thores in den Karpaten-Bogen überzugehen. Vom
Donaugebiete aus führt eine größere Zahl von Straßen über das
Gebirge hinüber, so in dem mittleren bis zu 2400 m hohen Teile
der Schipka-Paß (1300 m).
Das Quellgebiet des Jsker und der Maritza ist — auf der Süd¬
seite jener wichtigsten Verkehrslinie — ein 2700 m hoher Gebirgs-
stock, der Rilo-Dagh, ^ an den sich nach SO und 8 hin kräftige
Gebirgszüge anschließen.
Die Tundscha, ein Nebenfluß der Maritza, fließt ant Süd-
abhang des Balkan ostwärts, nachher aber südwärts; dieser 8-Rich¬
tung folgt dann auch die erst im Unterlauf schiffbare Maritza bis
1 Bewegungen, die innerhalb der Erdkruste (vgl. U. 60) ruckweise vor sich
geheu, äußern sich deu Menschen als Erdbeben.
2 Das türkische Wort Balkan [balfan] ist eigentlich nur ein Gattungsname: es
bedeutet einfach: Gebirge.
3 Ähnlich wie das sächsische Erzgebirge!
4 Dagh — Berg (türkisch).