Full text: Deutschland und seine Kolonien mit besonderer Hervorhebung der natürlichen Erwerbsquellen und der industriellen Betätigung, Deutschlands Anteil am Welthandel und Weltverkehr (Teil 5)

Die deutschen Landschaften und Stämme. 
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bis zum Fuße der deutschen Mittelgebirgsschwelle bor und überzog das weite Ge¬ 
biet mit ihrer Grundmoräne, nämlich mit Lehm und skandinabischen Geschieben. 
Eine spätere Vereisung erreichte nur mehr die Breite von Magdeburg und ihr Werk 
ist die Aufrichtung der abwechslungsreichen Morünenlandschast nördlich dieser 
Breitenlage; sie ist gekennzeichnet durch grüne Hügelzüge, blitzende Seen, träu¬ 
merische Moore und kleinere, sanft dahinfließende Gewässer, die auch dem Tieslande 
vielfach den Reiz freundlicher Landschaftsszenen und wechselvoller Naturbilder ver¬ 
leihen; spricht man doch von einer M e ck l e n b n r g i s ch e n, M ä r k i s ch e n^, 
Pommer schen und Holsteinischen Schweiz (s. Fig. S. 34). 
Noch ein zweiter Umstand kommt für die Gestaltung des Norddeutschen Tief¬ 
landes in Betracht. Unter der eiszeitlichen Schuttdecke liegt ein Gebirgsland be¬ 
graben, nördliche Parallelzüge jener alten Gebirge, die zum 
größten Teile die Mitteldeutsche Gebirgsschwelle zusammensetzen. Nur an einzelnen 
und engbegrenzten Stellen, wie in den Kalkrücken der Lüneburger Heide, in jenen 
von Rüdersdorf bei Berlin oder in den Kreideklippen von Rügen, ragt dieses Grund¬ 
gebirge in flachen, von der Vergletscherung abgeschliffenen Kuppen hervor; an 
anderen Stellen ist es in der Tiefe erbohrt worden/ ___ 
Gliederung. Entsprechend der ungemein wechselnden Natur der eiszeitlichen 
Bildungen ist auch die Bodenbeschaffenheit des Tieflandes sehr verschieden. Es 
lassen sich drei Zonen unterscheiden: 
1. die südliche, fast ebene Zone des Lehms, das Land des 
Zuckerrüben- und Getreidebaues, 
2. die mittlere, hügelige Zone der (jüngeren) Moränen¬ 
landschaft, das Gebiet der großen Flußtäler und Seen, der Moränen, 
der Moore und Heiden (s. S. 36) und endlich 
3. d i e Küstenzone, ein Anschwemmungsgebiet der Flüsse und des 
Meeres, der Marschensaum, ein Gebiet der Rinderzucht, des Ge- 
treide- und Gemüsebaues. 
a) Die südliche Lößzone. Dieses Fruchtgebiet umfaßt das nördliche Sachsen, 
Niederschlesien, Anhalt, die Gegend um den Harz bis nach Braunschweig und Han¬ 
nover. Am Rhein, an der Saale und Mulde, dann an der Oder dringt dieses ge¬ 
segnete Fruchtland noch tief in die deutsche Mittelgebirgsschwelle ein und bildet die 
kölnische, westfälische, Leipziger und schlesische Bucht. 
Da sich hier zu dem Bodenreichtum der Landschaft noch eine äußerst gün¬ 
stige Verkehrslage gesellt, so sind in diesen Buchten mächtige Handels¬ 
plätze entstanden, im W. die Königin der Rheinlande, Köln, im Herzen Deutsch¬ 
lands Leipzig, im O. Breslau. Eine ähnliche günstige Randlage besitzen 
ferner die Städte Aachen, Münster, Osnabrück, Minden, Han¬ 
nover, Braunschweig, Magdeburg, Halle, Dresden und 
Görlitz. 
b) Die mittlere Zone der Seen, der Heiden und Moore. Stellenweise 
wechselt in diesem Teile der Niederung mit dem dürren Sand t o n r e i ch e r 
Boden. In solchen Gebieten wird dann auch die Arbeit des Landmanns 
besser gelohnt. Vorpommern und Mecklenburg sind wohlhabende Bauernländer.
	        
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