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„Mein Sohn!" entgegnete der Vater, „zieh' dir die Lehre
daraus, daß man, bei Menschen und Thieren, auf ihre Handlungen
und nicht auf ihr Kleid sehen soll!"
17. Der Pfau und -er Kranich.
. Eine Fabel.
Mit einem Kranich zankte sich
Ein stolzer Pfau. „Wie,“ sprach er, „dich
Wirst du doch nicht mit mir vergleichen?
Du musst mir ja in Allem weichen.
Sieh nur einmal, mein schönes Kleid
Ist aller andern Vögel Neid;
Mein langer, spiegelvoller Schwanz
Und meines Halses Wunderglanz
Macht mich zu dieses Hofes Zier.
Doch du, — was. hast denn du an dir,
Das mir den Vorzug streitig macht?
Du gehst einher in Bauertracht.
In einem alten, grauen Kittel,
Hast keinen Rang und keinen Titel.“
Der Kranich sprach: „Da hast du Recht,
* Mein Rang ist klein, mein Rock ist schlecht;
Doch hab’ ich hier zwei gute Flügel.
Hoch über Land und Meer und Hügel
Schwing ich mich auf, beseh’ die Welt,
Und welches Land mir dann gefällt,
Nach diesem steuert mein Gefieder.
Wenn ich es will, lass ich mich nieder,
Find aller Orten meinen Herd
Und esse, was mein Herz begehrt;
Da du hingegen stets im Wust
Auf deinem Hofe bleiben musst,
Und wenn du dich zum Flug ermannst,
Kaum auf die Scheuer fliegen kannst;
Drum sieh mich so gering nicht an!
Nicht immer macht das Kleid den Mann!“
' , ' (Zachariä.)
18. Die beiden Fensterlein.
1. Es sind zwei kleine Fensterlein in einem grossen Haus^
Da schaut die ganze Welt hinein, da schaut die Welt heraus.