Full text: Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil

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Die Somal. 
Die Saiitnl 
an der Ostspitze Afrikas. *) 
I. 
Das Somalland (12 000 LUM.) gehört noch immer zu den am 
wenigsten bekannten Teilen Afrikas, da der Fanatismus, die verrufene 
Treulosigkeit, Raublust und Mordgier etlicher Somalstämme, sowie die 
unwirtliche Natur der Seeküste bisher von dem Eindringen in das Hoch- 
land des Innern abgeschreckt haben. Die wenigen Europäer, welche 
den Versuch wagten (Burton, Speke, Hildebrand, Haggenmacher und 
Revoil im Norden, von der Decken und Brenner im Süden) sind 
nicht weiter als höchstens 150 km von der Küste eingedrungen; noch 
1883 wurde der Italiener Sacioni zu Ogadeen im Herzen des 
Landes ermordet. Selbst die so kühnen arabischen Händler wagen 
diesen Versuch nicht. 
Man weiß, daß die Somal, welche östlich von den Galla und 
südlich von den Dankali bis zum Flusse Dschub die ganze Ostspitze 
Afrikas bewohnen, in drei von einander unabhängige Hauptstämme 
zerfallen: die Adschi von Zella am Golf von Aden bis Kap Guar- 
dafui, die Hawijeh an der Küste des Indischen Meeres bis zur 
Stadt Obbia (11°nördl. Br.) und die Rahanwehn im Westen der 
Hawijeh zwischen den Flüssen Dschub und Wobbi. Es sind un- 
zweifelhaft Verwandte der Bedja, Abessinier und Galla. Als sana- 
tische Mohamedaner rühmen sie sich ihrer Herkunft aus Arabien. 
Die nördlichen Somal bezeichnet Burton nach ihren eigenen Uber- 
lieferungen, ihren fcharf bezeichneten physischen Eigentümlichkeiten, 
ihren Sitten und ihrer geographischen Lage gemäß als ein Misch- 
lingsvolk, einen Zweig der großen Gallarasse, welcher, gleich den 
weiland negro-ägyptischen Menschen viel vom kaukasischen Typus 
*) Die außerordentliche Wichtigkeit, welche in naher Zukunft das Somal- 
land für die deutschen kolonialen Bestrebungen in Ostafrika haben wird, die un- 
umgängliche Notwendigkeit, vor allem die Bevölkerung genauer kennen zu lernen, 
veranlaßt uns, hier drei sich ergänzende, resp. verbessernde Darstellungen des 
Volkscharakters, der Sitten und Lebensweife der Somal von Burton, Haggen- 
macher und Claus von Anderten zusammenzustellen. Sie schildern zwei Seiten 
des ethnographischen Dreiecks: Burton und Haggenmacher den Norden und 
Anderten den Südosten; das Innere desselben ist noch unerforscht.
	        
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