Full text: [Teil 2] (Teil 2 = Oberstufe)

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§ 102. Die EntWickelung des Weltverkehrs. 
VI. Weltverkehr und Welthandel. 
§ 102. 
Die EntWickelung des Weltverkehrs. 
Bei der Abgeschlossenheit, in der die Völker und Staaten gegen- 
einander verharrten, ist selbst der Gedanke eines Weltverkehrs dem 
Altertum fremd geblieben. Mit Abneigung wies der Grieche fremde 
Völker als „Barbaren" von sich, mit hohem Selbstgefühl erhob sich 
der römische Bürger über sie. Nur die Phönizier gewinnen durch 
ihre Handelsfahrten Bedeutung, die indes den Untergang Karthagos 
nicht überdauert hat. 
Erst als das Römervolk Schritt für Schritt den Umkreis des Mittel- 
meeres unter seine Herrschaft beugt, entwickelt sich allmählich ein Aus- 
tausch der Landesprodukte zwischen den Gestadeländern; und insofern das 
römische Reich wirklich die zivilisierte Welt darstellt, kann man in diesem 
Mittelmeer-Verkehr den Weltverkehr des Altertums sehen.*) 
Mit dem Zerfall der römischen Herrschaft, als die politische Zu- 
sammengehörigkeit der Mittelmeer-Länder sich löste, ging dem Mittel- 
meere die Bedeutung des Weltmeeres verloren. Die s. Gestadeländer 
fielen dem Islam anHeim, und Sarazenen, als See- und Küstenräuber 
gleich gefürchtet, zerstörten den Verkehr. Den Orienthandel jedoch 
wußten, mehr und mehr aufblühend, die norditalischen Handelsrepu- 
bliken an sich zu bringen, Genua nachgiebig gegen den Islam, 
Venedig wehrhaft ihm trotzend. 
Zu gleicher Zeit tat sich mit dem Aufblühen des deutschen Bürger- 
tums ein neues Gebiet für den Weltverkehr auf, die Ost- und Nordsee. 
Diesen Welthandel des späteren Mittelalters bringt die Hansa an sich, 
1241 aus dem Bündnis zwischen Lübeck und Hamburg entstanden: Lübeck 
von den Ostseehäfen am weitesten gegen das Herz Deutschlands vorge- 
schoben, Hamburg von den Nordseehäsen. In Nowgorod wie in London, 
in Bergen wie in Brügge hat die Hansa ihre „Höfe". Indessen das 
Vordringen der Türken nach Europa zerreißt die alten Handelsver- 
bindungen mit dem Orient: die norditalischen Handelsstaaten ebenso wie 
die Ostseehäfen, zumal Lübeck, empfinden den Schlag; nur der Nordsee- 
Verkehr, unabhängig von dem Orient, behauptet sich ungeschwächt. 
*) „Das Mittelländische Meer das Weltmeer des Altertums, der Atlantische 
Ozean das Mittelländische Meer der Neuzeit/'
	        
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