Vorderindien. 235
Täpti mit w. Lauf. Sie sind nur sehr mangelhaft schiffbar, da sie als
Plateauflüsse Randstufen zu durchbrechen haben.
Klima. Die Hochgebirge im N. haben Alpenklima mit heißen Sommern.
Das Gangesland ist ewig grün, heimgesucht durch schwüle Hitze, Gewitter
und Sturzregen; aber in Dekhan ist alles dürr bis zur Zeit der Regeu,
die hier in ungeheurer Menge fallen, jedoch wird die tropische Hitze durch
die Gebirge und das Meer gemildert. Merkwürdig ist die entgegengesetzte
Witterung auf den beiden Küsten Mälabär uud Koromäudel, eine Folge des
herrschenden Monsuns, so daß es auf der eiueu Küste regnet, wenn es auf
der anderen trocken ist. Der warme Regen ist für den Pflanzenwuchs höchst
förderlich, aber auch so notwendig, daß die Teile, die weniger als 400 bis
500 mm haben, schon künstlicher Bewässerung bedürfen. 125000qkm = 12°/0
des Kulturlandes werden mit Hilfe von Staubecken künstlich bewässert. Der
Mousünregeu beginnt in Ceylon und Barma Ende Mai und erreicht
Bombay in der ersten, Kalkutta iu der zweiten Juuiwoche, Mitte Oktober
hört er gewöhnlich auf. Aber er bleibt bisweilen aus, und dann ist eine
schreckliche Hungersnot in dem dicht bevölkerten Lande die Folge. Im all-
gemeinen ist die Lust gesund, nur nicht sür Europäer, die hier wie in an-
deren tropischen Gegenden namentlich Leberleiden ausgesetzt sind. Heilstätten
(Sanatorien) für Soldaten und Beamte sind im Himalaja und in den Nilgiri
eingerichtet.
Indiens Naturerzeugnisse sind die reichsten und mannigfaltigsten der Erde.
Einheimisch sind hier Reis, Zuckerrohr, Kokospalme, Indigo, Betelpfeffer,
Zimmet, der Baumwollenstrauch, die Jute-Faser (zu Geweben und Gespinsten),
die Mohnpflanze (zur Opiumbereitung). Besonders merkwürdig ist der Bania-
neubaum, der aus seinem weit ausgreifenden Geäst tansörmige Wurzeln in
den Boden senkt und so gleichsam einen ans einer Menge dünner, schlanker Säulen
ruhenden natürlichen Dom bildet. — Großartig ist die Tierwelt (Elefant,
Königstiger, Zebu, Affen, Pfau, Haushuhn, das hier wild vorkommt, Krokodil,
Schlangen, wie Riesen- uud Brillenschlange). — Am üppigsten entfaltet sich das
Tierleben in den Rohr- und Graswäldern der Dschungeln (s. Fig. 19,
S. 236), besonders am S.-Fuße des Himalaja. Alljährlich werden über 24000
Menscheu vou wilden Tieren getötet, davon £ durch Schlangen, obgleich weit
über 100000 von diesen gegen Prämienzahlung getötet eingeliefert wurden.
An. tierischen Erzeuguisseu jeder Art ist das Land sehr reich: Seide, Schaf-
wolle, Elfenbein, Schildkrot, Pfauenfedern, Wachs, Moschus,
Ambra, Perlen, prächtige Felle der großen Raubtiere. Nicht weniger reich
ist der Schoß der Erde, ebenso an den schönsten Edelsteinen (Rubinen) wie
au Eiseu uud Steinkohlen. Diese besitzen jedoch so geringe Heizkraft,
daß es sich lohnt, die englische Kohle iu deu Küstengegenden zu verwenden.
Bevölkerung. Trotz des Schutzes durch die hohen Gebirgswälle ist
es Indien ebensowenig wie dem gleichgestellten Italien gelungen, fremde
Eroberer fernzuhalten, die fchon lange vor Alexander dem Großen durch seine
Schätze angelockt wurden. Noch weniger waren die indischen Völker bei
ihrer Uneinigkeit im stände, die Seeküste zu decken. Den weitaus größten
Bestandteil der über 295 Mill. zählenden Bewohner bilden die durch das
Kabul-Tal eingewanderten und mit der nichtarischen Urbevölkerung, den
dunkelfarbigen Dravida, vielfach vermischten arischen Inder oder Hindu.