Kamerun,
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unwirtlich wird. Bei den Eingeborenen heißt er Götterberg. Bnea ist
ein klimatischer Heilplatz. Die kleine Küstencbenc n.w. vom Götterberge
wird von einem Gewirr von Flußarmen durchzogen, der größere s.ö. Teil
dehnt sich weit iu das Innere aus. Der wie eiu Ahornblatt ausgezackte
Kamernn-Bnsen^, nach dem das Gebirge und die ganze Kolonie benannt
ist, greift tief in die Küste ein und nimmt zahlreiche Küstenflüsse mit ihren
Mündungsarmen auf. Die bedeutendsten dieser Flüsse sind der Muri und
der Mungo, beide zum Teil schiffbar.
Das Klima des Küstenlandes ist bei einer wenig schwankenden Durch-
schnittswärme von —1- 25° für Europäer verderblich; die vom Brackwasser
umspülten Mangrove-Dickichte hauchen giftige Dünste aus, und die Ge-
fahren des Gallenfiebers und der Dysenterie sRuhr) gestatten dem Weißen
höchstens einen dreijährigen ununterbrochenen Aufenthalt. Das Hochland
ist etwas gesunder, die Hitze sDurchschuittswärme etwa 21") dort wird oft
durch Kälteschauer unterbrochen. An der Küste fallen beträchtliche Regen-
mengen, überwiegend während des Höhenstandes der Sonne von April bis
Oktober. Sie speisen den dichten, dunklen Urwald, der unweit der Küste
anhebt und an den Hochlandsrändern weit hinaufsteigt. Die Nährfrucht
der Küstenstämme sind die Brot liefernden gurkenförmigen Früchte des
Bananenbaumes oder Pifangs, der mit feinen fchöngefchnittenen Blättern
der unzertrennliche Begleiter der tropischen Palme ist; auf dem Hochlande
gedeihen die üblichen Getreidearten Jnnerafrikas, wie Durra und Reis.
Reich ist die Tierwelt. Im Urwald treten Schimpanse und Gorilla auf,
Schlangen mannigfaltigster Art, Leopard, Hyäne und Wildschwein, ans
den Grasfluren des Hochlandes Antilope, Büffel und hier wie dort Ele-
fauteu in großen Herden. Elfenbein wird jährlich im Werte von mehr
als \ Mill. Mark ausgeführt. Deu Wert des Landes aber bedingt seine
unerschöpfliche Fruchtbarkeit, die es zur Perle der Guinea-Länder macht
und seine Zukunft als Pflanzungskolonie sichert, salls es gelingt, den Neger
zu stetigerer Arbeit zu bewegen. — Gegenstände der Ausfuhr sind nament-
lich Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Kakao. Eingeführt werden dieselben
Waren wie in Togo, dazu Material-, Eisen- und Holzwaren. Stark ver-
langt wird im falzarmen Adamaua und in anderen Hinterländern das Salz,
das als Geld gilt. Die Zölle und Hafeugelder der Kolonie decken bei weitem
nicht die Verwaltungskosteu.
Der Süden des Landes, links vom Sanaga, ist von Bäntu-Negern
besetzt.
Am bekanntesten geworden unter ihnen sind die Dnala an der Muri-
Mündung, die einen Beweis ihrer Begabung geliefert haben durch die Er-
findung der „Trommelsprache", mittels deren sie sich auf große Entfernung
hin verständigen können. — Die Stämme des Hochlandes sind stärker an
Kopfzahl, selbstbewußter als die Küstenstämme und kriegslustig, so die Fan
an der Südgrenze und die Dann de am oberen Nyong.
Der Norden gehört den höher entwickelten Sudan-Negern, den Haüssa
und den mit ihnen gemischten Fulbe, die sich von Adamaua her nach S.
vorschieben. Mit diesen ist der Islam vorgedrungen.
i Kamerün-Fluß, vom portugiesischen camaröes [kamctröttgsch], Krabbenfluß.
Schunke, Länderkunde, lg