Das australische Festland und die Insel Tasmanien.
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zu hoher Ausbildung gebracht, doch finden sich in merkwürdigen Fels-
Zeichnungen, verschiedenfarbigen Rauchsignalen und ähnlichem Spuren von
Erfindungsgabe. Seit dem Überhandnehmen der Weißen geht ihre Zahl
rasch zurück (noch etwa 100000). Die Tasmanien die zu den Australiern
gehörten, sind dnrch Ausrottung seitens der Briten schon seit 1876 ver-
schwnnden.
Den Anfang zu der Besiedlung Australiens durch die Engländer machte eine Ver-
brecherkolonie, die i. I. 1788 an der Botany-Bai [6otäni=&e] in Nen-Süd-Wales ge¬
gründet, bald an den benachbarten Hafen Port Jackson sdschäckß'n^j verlegt wurde, wo
Sydney Ißidne) entstand. Ansiedlnngen an anderen Orten folgten. Wenn einer der
Verschickten Besserung zeigte, so konnte er Begnadigung erlangen und dann als freier
Mann einen Beruf treiben. Der gedeihliche Fortgang der Siedlungen zog auch frei-
willige Auswanderer nach Australien. Die Nachricht von der Entdeckung fabelhaften
Goldreichtums in den Austral-Alpeu lenkte seit 1851 einen massenhaften Strom der Ein-
Wanderung dahin. Infolge des Einspruchs der freien Ansiedler hörte dann die Ein-
sührnng von Sträflingen auf. Die freien Ansiedler sind größtenteils Engländer;
Deutsche (über 100000) find in allen Kolonien, am stärksten in Süd-Anstralien und
Queensland, am schwächsten in W,-Australien vertreten; Chinesen arbeiten besonders
in den Bergwerken, bilden indes keine ständige Bevölkerung, da sie größtenteils in die
Heimat zurückkehren. An die Stelle der Einwanderung ist in den letzten Jahren in-
folge langdauernder Erwerbskrisen fast die Auswanderung getreten. — In allen äußeren
Errungenschaften der Kultur stehen die besiedelten Gebiete des Festlandes und Neu-See-
lands durchaus Europa gleich.
Die 5 Staaten des Festlandes und als 6. Tasmanien haben sich 1901
zum Australischen Bunde vereinigt. Der General-Gonvernenr wird von
der britischen Krone ernannt, der auch die Bestätigung aller Gesetze zusteht.
Alle Staaten haben ein gemeinsames Parlament.
1) Queensland ^kwmsländ^, d. i. Königinland, der N.O. Australiens, mit
der Halbinsel Jork, ist zum größten Teil von niedrigen Gebirgen und Hügeln
erfüllt. Zwar nur schwach bevölkert, nimmt die Kolonie, die Rohrzucker,
Wolle, Gold, Kupfer, Zinn, Kohlen liefert, doch einen erfreulichen Auf-
schwung, seit man die Gefahren der Korallenküste zu vermeiden gelernt
hat und der Wüste durch artesische Brunnen Boden abgewinnt. — Ganz
im S.O. liegt Brisbane [bripen], an dem gleichnamigen, wenig tiefen, aber
schiffbaren Flusse (120).
2) Neu-Süd-Wales suels^ die älteste Kolonie, nimmt den S.O. ein.
Dieselben Bodenschätze wie in Queensland, besonders reichlich Steinkohlen,
die in jährlich steigender Menge von Newcastle, dem zweiten Hafen der
Kolonie, nach China, San Francisco usw. ausgeführt werden. Den Haupt-
ertrag gibt jedoch die Wolle. Unter den Erzeugnissen des Ackerbaues, der
sich mehr und mehr ausdehnt, stehen Mais, Weizen, Zuckerrohr obenan. Das
Klima ist heiß und Quellwasser so selten, daß man sich meist mit unsauberem
Regenwasser behelsen muß.
Sydney [ßidne], am prachtvollen, geräumigen Port Jackson [dschack'ßn],
einem der schönsten und sichersten Häsen der Erde, ist die zweitgrößte Stadt
1 So nannte Cook 1770 die ganze Oftküste, weil er in der zerrissenen Küsten-
bilduug, wie sie ihm zn Gesicht kam, große Ähnlichkeit mit Süd-Wales in seinem Vater-
lande fand.