Full text: Länderkunde für höhere Lehranstalten

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Mitteleuropa. 
wenig mehr als 800 m Höhe in das Tal der Save und längs dieser nach 
Laibach. 
Dem S.O.-Flügel der Alpen schließt sich der Karst an, ein Kalk- 
gebirge, das auch den größten Teil Jstriens als dürre Hochfläche erfüllt 
und das sich mit den w. Gebirgen der Balkän-Halbinsel bis nach Griechen¬ 
land hinein fortsetzt. Seiner orographischen Gestaltung nach gehört der 
Karst ebenso wie die durch eine später aufgelagerte Ebene abgetrennten 
Karpaten zum System der Alpen. Die Karst-Hochfläche au: S.O.-Fuße 
dieses Hochgebirges zeigt ein unwirtliches Wirrsal nackter Kalkfelsblöcke, 
hier und jbci von Gestrüpp umwuchert, und alle der Karstbildung eigen- 
tümlichen Erscheinungen in besonders ausgebildetem Maße: Höhlen, ver- 
schwindende, unterirdisch strömende, dann wieder auftauchende Flüsse, 
Poljen, d. i. Wannen, Seen, die bald durch unterirdische Flüsse gespeist 
werden, bald trocken liegen, Karrenfelder und Dolmen, die in ihrer Massen- 
haftigkeit — bis 40 auf 1 qkm •— der Oberfläche ein blatternarbiges 
Aussehen geben. Auf dem „zu Stein erstarrten, sturmbewegten Meere" 
vernichtet die eisige Bora, die im stände ist, schwere Lastwagen nmzn- 
werfen, den Baumwuchs und vereitelt oft die Bewaldungsversuche des 
Menschen (f. Fig. 9). 
Von den Höhlen ist am berühmtesten die mit allen ihren bis jetzt bekannten 
Verzweigungen 8 Km lange Adelsberger Grotte, von den Poljen die 
380 qkm große von Livno im s. Bosnien, von den Seen derZirknitzer See, 
von den eigentümlichen Karstflüssen der Laibachfluß, der als Poik anhebt 
und in die Adelsberger Grotte tritt, als Unz wieder erscheint, dann anfs 
neue verschwindet und endlich als Laibach an der Oberfläche bleibt. Nach 
unermüdlichen Anstrengungen beginnt die Wiederbewaldung des Karsts zu 
gelingen, und mehrere der geschützten Dolinen sind in Gärten verwandelt. 
II. Das Alpenvorland. 
Alle Teile des deutschen Alpenvorlandes haben das gemeinsam, daß 
ein großer Teil ihrer Oberfläche von alpinem Schutte, Geröll und 
Schwemmstoffen bedeckt ist, aus denen jedoch an manchen Stellen die 
tertiäre Unterlage hervorragt. Teile dieser alpinen Massen sind von 
den Gletschern der Eiszeit, die sich am Schweizer Jura hoch aufge- 
bäumt und im N. bis in die Gegend von München erstreckt haben, 
herangeführt und von den zurückgehenden Eisströmen als wildzerstreute 
Moränenwälle zurückgelassen worden. Diese haben wiederum das Ent- 
stehen der Seen sehr begünstigt, die in buntgegliederter Kette vom 
Neuenburger bis über den Chiem^kim^see hinausreichen. Die Seen, in 
welche Alpenflüsse sich ergießen, werden immer kleiner durch die sich in den 
Seen ablagernden Schwemmstoffe dieser Flüsse, die, kaum flößbar, raschen 
Laufes dem Rhein und der Donau zueilen und die Ebene in ihrem 
Bereiche mit alluvialen Ablagerungen bedecken.
	        
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