§. 62. Andensystem. Gebirge von Columbia und Venezuela. 233
tioquia strömt, zum Theil so eng, daß man keinen Weg an seinen
Usern entlang bauen kann'). So ist er nur in seinem untersten Lauf
schiffbar. Der Magdalenenstrom dagegen wird bis Honda (200™,
5° 10' N. Br.) mit Dampfschiffen befahren und nnr eine kurze Strecke
von Katarakten oberhalb dieses Punktes hindern die weitere directe
Schiffbarkeit bis zum 2<> N.Br. (Neyva 437 ™). Freilich muß man dann
im Osten steil zur Hochebene von Bogota (ca. 2650m), dem bevöl-
kertsten Landstrich Columbiens, aufwärts steigen. Man rechnet etwa
4 Tagereisen von der Hauptstadt bis Honda. Bogota liegt sast an
der Wasserscheide des Magdalena und Rio Meta, welcher dem
Orinoeo zuströmt. Die östliche Cordillere, in der die Kreideformation
zur breitesten Geltung kommt und aus deren Rücken jene Wasserscheide
hinläuft, wendet sich bei Pamplona (7"N. Br.) direet nach NO.,
erhebt sich mit zahlreichen Gipfeln, welche das Hochthal von Merida
(1650m) umlagern, noch einmal über 4000™ (Sierra Nevada von
Merida 4580™) und vereinigt sich unweit davon mit dem Küsten-
gebirge von Venezuela. Nur niedrige, kaum bis 12—1500 ™ aufsteigende,
Hügelketten laufen vom Ost- und Westende dieses lehtern Gliedes der
Anden nach Norden aus, die Niederung des See's von Maracaibo
einschließend.
Als ein selbständiges Gebirge erhebt sich im Mündungsgebiet des
Magdalena schroff bis zur Schneeregion die kleine Sierra Nevada
de Sta. Marta, deren höchste Gipfel 5000™ übersteigen mögen2).
Das Küstengebirge von Venezuela beginnt östlich der Stadt
Barquisimeto (522™), von wo aus ein Fluß südwärts zum Rio
Apure hindurchbricht. Es besteht aus zwei ganz westöstlich streichenden
Ketten, von denen die nördliche vorwiegend aus Granit gebildet und
von Puerto Cabello an hart am Meer hinlaufend durch den weiten
Busen von Cnmanä unterbrochen ist, um schließlich auf die Insel
Trinidad hinüber zu setzen. Die Höhe derselben mag durch den Weg
bezeichnet werden, welcher den Hafen La Gnayra mit der fchon jenseits
der Kette gelegenen Stadt Caracas (920™) verbindet^). Der höchste
Punkt derselben beträgt 1479™. Unweit davon erhebt sich der Silla
de Caracas zu 2630m4). Auch die südliche Kette ist in Folge der ganz
gleichen geognostischen Zusammensetzung (Kreideformation) als unmittel-
bare Fortsetzung der Cordillerenausläuser zu betrachten. Ein breites
Hochthal, auf dem Valencia (556™) unweit des gleichnamigen Sees
(432™) liegt, trennt sie von der nördlichen. Wie diese besitzt sie weiter
östlich eine weite Lücke, durch welche die Ebene das Caribische Meer
1) Vergl. die Karte des Staates Antiöquia in Geogr. Mitth. 1880. Tas. 3,
1:950000.
2) Vergl. Simon's Karte des S. Martaaebiraes. Joura. K. Geogr. Soc.
1879, 1 :800000.
3) S. das Profil des Weges im Globus. Bd. XX. 1871. S. 33.
4) Eine noch höhere Spitze, der Naignata, welche 2800m nach Codazzi er¬
reicht, liegt so hart an der Silla, daß man sie vielleicht als höhern Gipfel der letzten
ansehen darf. H. Habenicht scheint aus diesem Grunde aus Stieler's Handatlas
Bl. 90 einfach der Silla selbst 2801m gegeben zu haben.