Full text: Leitfaden der vergleichenden Erdbeschreibung

Wärmezonen. § 11. 
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Nachtgleiche — werden die Tagbogen kleiner als die Nachtbogen, der 
höchste Sonnenstand um Mittag wird immer niedriger, Ans- und Unter- 
gangspunkte rücken südwärts, bis am 21. Dezember bei tiefstem Sonnen- 
stand der kürzeste Tag sich einstellt: Winter-Sonnenwende. Und nun ent- 
wickeln sich die Dinge allmählich wieder zu den Verhältnissen des 21. März. 
6. Zwischen den zwei Wendekreisen (Tropen) hat jeder Punkt der Erde 
zweimal im Jahr die Sonne senkrecht über sich, zwischen den Wende- und 
Polarkreisen tritt das niemals ein, und je mehr man polwärts rückt, desto 
kleiner wird der Einfallswinkel der Sonnenstrahlen. Jenseits der Polar- 
kreise nimmt dieser Winkel die kleinsten Werte an; außerdem hört der 
regelmäßige Wechsel von Tag und Nacht innerhalb 24 Stunden auf. 
Wir unterscheiden hiernach die heiße (tropische) Zone zwischen 
den Wendekreisen, zwei gemüßigte Zonen, eine nördliche und eine 
südliche, zwischen Wende- und Polarkreisen, und zwei kalte Zonen, eine 
nördliche und eine südliche, jenseits der Polarkreise. Die kalten Zonen haben 
nicht mehr die Gestalt eines Gürtels, sondern einer Haube. 
7. Unter dem Klima eines Ortes oder eines größeren Gebietes verstehen 
wir das durchschnittlich dort herrschende Zusammenwirken der Wärme, des 
Windes und der Niederschläge im Verlaufe der Jahreszeiten. 
Am wichtigsten für das Klima ist die Wärme, die in erster Reihe von 
dem Einfallswinkel und der Dauer der Sonnenstrahlung abhängt. Wenn 
trotzdem nicht alle Orte auf dem gleichen Breitenkreise auch gleiche Wärme- 
Verhältnisse haben, so hängt das ab von der ungleichmäßigen Verteilung 
von Wasser und Land über die Erde hin. Das Land erhitzt sich unter 
dem Einfluß der Sonnenstrahlen über Tag und im Sommer stärker als 
das Meer, es strahlt aber nachts nnd im Winter auch mehr Wärme in 
die kalten Luftschichten aus. Daher hat das Landklima große, das 
Seeklima nur kleinere Wärmeschwankungen. Daß die Wärme auch mit 
der Höhe abnimmt, ist schon S. 4 dargelegt worden. 
Winde vom Meere her bringen viel Feuchtigkeit ins Land. In der 
Meeresnähe ist daher im allgemeinen das Klima durch größere Nieder- 
schlagsmengen ausgezeichnet als tiefer im Binnenland. 
Wärme und Niederschlagsmengen können hiernach in der allermannig- 
fachsten Weise zusammenwirken: das Klima kann in den äußersten Fällen 
heiß und feucht, heiß und trocken, kalt nnd feucht, kalt und trocken sein. 
Daher auch die Mannigfaltigkeit des Pflanzenkleides der Erde (s. § 6). 
8. Um die Wärmeverhältnisfe eines Ortes genau zu ermitteln, beobachtet man 
gewöhnlich dreimal täglich (um 7 Uhr morgens, 2 Uhr mittags und 9 Uhr abends) 
das Thermometer. Aus diesen Beobachtungen wird die Mitteltemperatur 
des Tages, sodann die des Monats und endlich die des Jahres berechnet. Be¬ 
obachtungen dieser Art, wenn sie eine längere Reihe von Jahren hindurch fort- 
geführt werden, liesern die mittlere Jahreswärme eines Ortes. Verbindet 
man auf der Karte alle Orte von gleicher mittlerer Jahreswärme durch Linien mit- 
einander, so sind diese Linien die (Jahres-) Isothermen.
	        
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