Kursus III. Abschnitt III. §§ 103. 104. 169
Die allgemeine Volksbildung steht auf einer sehr hohen Stufe, trotz der viel-
fachen Hindernisse, welche infolge der zerstreuten Wohnsitze der Bevölkerung und der unge-
nügenden Verbindungen den teilweise nur durch Wanderlehrer erteilten Unterricht erschweren.
Die Kenntnis des Lesens und Schreibens ist allgemein verbreitet.
(§ 104.) II. Dänemark. (Kursus II, §§ 121 und 122.)
Dänemark nimmt durch seine Lage an der Nord- und Ostsee eine zentrale
Stellung unter den nördlichen Ländern Europas ein; daher hat es schon früh
trotz seines geringen Umsaugs eiueu hervorragenden Anteil an den Geschicken
dieser Länder gehabt. Dänemark war zeitweise der Mittelpunkt eiues Reiches,
welches das deutsche Greuzlaud Schleswig-Holstein, England und Skandinavien
umfaßte. Besonders hat es als Bindeglied zwischen Deutschland und Skandinavien
zu diesen Ländern in engen Beziehungen gestanden. Die Könige von Dänemark
haben Skandinavien jahrhundertelang beherrscht (Norwegen bis 1815), während
sie als Herzöge von Schleswig-Holstein zugleich deutsche Reichsfürsten waren.
Dänemark ist seit dem Verlust von Schleswig-Holstein auf seinen ursprüug-
licheu Umfang beschränkt und besteht aus den Inseln und dem nördlichen Teil
der jütischen Halbinsel; beide Abschnitte gehören ihrer physischen Natur nach zum
norddeutschen Tieflande.
1. Die Inseln werden durch den großen Belt in zwei Gruppen geschieden;
die östliche umfaßt: Seeland, Möen, Falster und Laaland, die westliche
Fünen, Langeland und Arrö; isoliert liegt im 0. Bornholm, welches seiner
physischen Natur nach zu Schweden gehört. Diese Inseln sind ebene Niederungen
mit Flachküsten, nur Möen und Bornholm haben hohe Felsenufer; die Kreide-
felsen der erstereu Insel erreichen im Möens Klint eine Höhe von 134 in.
Die meisten Inseln sind sehr fruchtbar und eignen sich vortrefflich zum Ackerbau
und zur Viehzucht; prächtige Kornfelder und Wiesen wechseln überall mit Buchen-
Wäldern ab, welche einen besonderen Schmuck Dänemarks bilden. Die Städte
sind klein und meist Hafenplätze; nur Seeland, die größte und (durch ihre Lage
am Sund) zugleich wichtigste Insel weist in der Hauptstadt des Reiches eiue
Großstadt auf.
Kopenhagen hat sich durch seine Lage an einer der belebtesten Wasserstraßen
schon früh aus einem Fischerdorf zu einer blühenden Handelsstadt entwickelt; bis zum
Emporblüheu Petersburgs nahm es die erste Stelle unter den Ostseestädten ein. Den
vortrefflichen Hasen von Kopenhagen bildet der Meeresarm zwischen Seeland und der
Insel Amager, auf welcher der kleinere Teil der stark befestigten Stadt liegt. Kopenhagen
gehört mit seinen prächtigen Straßen, Schlössern, Palästen und Denkmälern zu den schönsten
Städten Europas und ragt so gewaltig unter den kleinen Städten des Landes hervor, daß
es für Dänemark dieselbe Bedeutung hat wie Paris für Frankreich; es bestimmt als
Mittelpunkt aller geistigen und künstlerischen Bestrebungen das geistige Leben der ganzen
Nation.
Neben Kopenhagen sind noch bemerkenswert: Helsingör, welches durch die
Kronenburg die engste Stelle des Sundes beherrscht und früher als Zollstätte für
die den Sund passierenden Schiffe eine große Bedeutung hatte; Roeskilde, die
größte Stadt Dänemarks im Mittelalter, welche in dem schönen Dom die Gräber
von 20 Königen und Königinnen enthält, und der Hafenplatz Korsör an der West-
Baenitz & Kopka, Lehrbuch der Geographie. II. 10