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III. Deutschland.
4. Das nördliche Tiefland ist bis zur niederländischen Grenze
deutsch; gleich dem Alpenvorland war es noch im Tertiäralter Meeres¬
boden, während der diluvialen Eiszeit wurde es vom skandinavischen
Inlandeis ^ überzogen, dessen Grnndmoräne^ vorwiegend seinen mürben
(lehmigen oder sandigen) Boden bildet; seine Hauptflüsse fließen alle gen
N. oder NW.; bei dem geringen Gefälle der Gewässer in diesem Flach-
land müssen vielfach Windmühlen die Wassermühlen ersetzen.
Nur die oberdeutsche Hochfläche wässert nach O. ab und ist Donau-
gebiet. Der ganze W. ist Rheingebiet; der Rhein ist der einzige
Strom, der Süd- und Norddeutschland verbindet, er bietet die längste
deutsche Flußschiffahrtslinie dar und ist auch im Sommer, wo unsere
übrigen Flüsse durch stärkere Verdunstung an Wasser verlieren, wasser-
reich, weil ihn die Alpengletscher der Schweiz nähren. Die anderen
Flüsse des Nord- und Ostseegebiets, von der Ems bis zur Memel, sind
auch längere Winterzeit hindurch als der Rhein durch Zufrieren für
die Schiffahrt unbenutzbar, je weiter nach O. um so länger.
An Seeen sind nur die Teile Deutschlands jugendlicher Ent-
stehung reich: die Alpen nebst ihrem Vorland, namentlich aber das
norddeutsche Tiefland. In unserem Mittelgebirgsland haben die Flüsse
längere Zeit gehabt, von ihnen durchzogene Seeen dnrch ihre Sinkstoffe
in tafelebenes Schwemmland umzuwandeln; so wurde der einstmalige
größte See Deutschlands seit der Tertiärzeit zur oberrheinischen Tief-
ebene umgeschaffen.
Das Klima Deutschlands ist durch seine Mäßigkeit ausgezeich-
net. Die Durchschnittswärme selbst des heißesten Monats, des Juli,
übersteigt nirgends 20°, meistens hält sie sich zwischen 17 und 19°; sie
erhöht sich zwar von N. nach S., erreicht jedoch nur in der süddeutschen
Rheingegend 20°, da aus der oberdeutschen Hochfläche die Bodenerhebung
abkühlend wirkt München hat wie Königsberg einen Juli von 17°).
Wegen der im Sommer kühlenden Nähe der Nordsee ist unser NW.
minder wolkenfrei und sommerheiß als das übrige; die Polargrenze
des Weinbaus, die von Brüssel her ostwärts den Rhein überschreitet,
erreicht daher erst im ö. Norddeutfchlaud ihre größte Nördlichkeit (52^°
in der Provinz Posen). Im Winter wehen glücklicherweise am an-
dauerndsten SW- Winde, die uns Golfstromwärme zuführen, freilich
aber beim Weiterzug nach NO. über unserer kalten Landfläche mehr
und mehr an Wärme verlieren. Westdeutschland hat deshalb im käl-
testen Monat, dem Januar, in den Niederungen keine durchschnittliche
Frosttemperatur; die 0°-Isotherme des Januar zieht von der norwegi-
schen und westjütischen Küste ungefähr auf der Wasserscheide von Weser
und Elbe südwärts; weiter gen O. werden die Winter härter und dauern
länger, sodaß jenseit Königsberg die Rotbuche nicht mehr gedeiht. 3 Die
Nordsee, noch vom Golfstrom erreicht, bleibt auch im Winter offen; die
* S. 9 (oben). * S. 96. 3 Vergl. S. 6.