Full text: Das Deutsche Reich (Teil 6)

Allgemeiner Teil. 3 
also für Sachsen nachteilig. Flüsse wirken zwar auf der Landkarte als gute Grenz- 
linien, gewähren aber keinen wirksamen Schutz im Kriegsfalle (z. B. Mosel, Rhein, 
Donau, Inn, Salzach, Oder, Oppa, Adler, Weichselzuflüsse, Königsau). Eine bessere 
Grenzscheide sind die weiten, schwer überschreitbaren Moore im MV. 
Deutschland hat folgende Grenzländer: 
1. Österreich-Ungarn, als verbündeten Großstaat, 
2. Rußland und Frankreich, zwei gegen uns verbündete Großstaaten, 
3. Schweiz, Luxemburg, Belgien, Niederlande, als „neutrale", 
d. h. an Kriegen unbeteiligte Mittel- und Kleinstaaten, 
4. Dänemark, das zwar nicht neutral, aber von uns wirtschaftlich zu ab- 
hängig ist, um sich an einem Kriege gegen uns zu beteiligen. 
Die wichtigsten Grenzübergänge sind: 
1. nach Frankreich: 
a) das Moseltal von Koblenz nach Metz, 
b) die Senke von Kaiserslautern nach Saarbrücken und Metz, 
c) der Zaberner Steig von Straßburg nach Nancy, 
d) die Burgundische Pforte von Mülhausen nach Belfort; 
2. nach den Alpenländern: 
a) das Rheintal bei Basel (St. Gotthard), 
b) der Bodensee nach Zürich, 
c) das Jnntal (Brennerpaß), 
d) das Salzachtal (Salzburg), 
e) die Donaustraße von Passau nach Linz, Wien, dem Orient; 
3. nach Böhmen: 
a) der Paß von Furth nach Pilsen, Prag, 
b) die Senke von Eger nach den böhmischen Bädern, 
c) das Elbtal von Pirna nach Bodenbach-Tetschen, 
d) die Landeshuter Senke zwischen Breslau und Königgrätz, 
e) das Tal der Glatzer Neiße, 
f) die Mährische Pforte an der oberen Oder. 
Ein Kranz von Festungen schützt die offenen Grenzstrecken, namentlich an der 
West- und Ostgrenze: 
1. Gegen Frankreich: Neubreisach, Straßburg, Diedenhofen, Metz, Germers- 
heim, Koblenz und Ehrenbreitstein, Köln mit Deutz, Wesel. 
2. Gegen Rußland: Königsberg mit Pillau, Danzig, Graudenz, Thorn, Posen, 
Glogau. 
Besondere „strategische" Eisenbahnen führen nach den gefährdetsten Grenz- 
gebieten, damit im Kriege rasch Soldaten dahin befördert werden können. 
Die Betrachtung der Grenzen ergibt denselben Schluß wie die der Lage: Deutsch- 
lands vorwiegend offene Grenzen begünstigen die Entwicklung des Verkehrs 
im hohen Maße — aber gegen feindliche Nachbarn sind sie schwer zu verteidigen 
und erfordern umfassende Maßregeln zu ihrem Schutze.
	        
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