Einleitung.
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historisches Volk, ihre Sprache eine Weltsprache. Ihrer Beschäftigung nach
kann man sie unterscheiden in Beduinen (Wüstensöhne), welche in unzählige
Sonderstämme zerfallen und als Nomaden von Steppe zu Steppe ziehen; in
Fellahs, welche besonders im „glücklichen Arabien" (Jemen) durch geschickte
Benutzung jeden Tropfen Wassers den Acker- und Gartenbau betreiben; und in
Seefahrer, welche an der Küste wohnen und für den Handel Geschick zeigen.
Die Blütezeit der Araber gehört freilich dem Mittelalter an, wo sie in der
Baukunst uud in den Wissenschaften (auch in Geographie!) viel Schönes und
Gutes geleistet haben.
II. Die mongolische Rasse. Unter der mongolischen Rasse werden
zahlreiche Völker mit den verschiedensten Sprachen und auf deu verschiedensten
Kulturstufen zusammengefaßt. Allen ist aber gelbliche Hautfarbe uud
schräge Stellung der Augen gemeinsam.
Man unterscheidet gewöhnlich folgende Sprachstämme:
ä. Die Südost-Asiaten mit einsilbigen') sprachen. Zu ihnen gehören
folgende Völker:
1) Die Chinesen im eigentlichen China. Sie wanderten von Nordwesten
her ein und wurden erst durch die Fruchtbarkeit des chinesischen Niederlandes
ans deu Ackerbau hiugewieseu, den sie, durch die Natur von anderen Ländern
abgeschlossen, ganz eigenartig, aber bis zur höchsten Vollendung betrieben. Ebenso
reichen die verschiedensten Erfindungen in eine grane Zeit hinauf: Die Ge¬
winnung uud das Schmelzen von Edelmetallen, der Gebrauch der Stein-
kohlen und die Gasbeleuchtung, Schießpulver und Geschütze, Porzellan,
Papier uud Tusche, Buch druck er ei und Kompaß. Unter den Hand-
werken zeichnen sich Seiden- und Baumwollweberei, sowie Färberei und
Porzellanmalerei ganz besonders ans. Gelehrsamkeit wird hoch geschätzt,
und die Litteratnr erstreckt sich aus alle Gebiete, namentlich auf Geschichte
und Geographie. Aber alles Wissen uud Können ist in gedächtnismäßige
Formeln und Gesehe gezwängt, daher ohne frisches Leben nnd ohne Fortent-
Wicklung. Daran haben selbst die zahlreichen Einfälle fremder Völker (der
Türken, Mongolen, zuletzt der Mandschu, welche seit 1644 in China herrschen)
nichts ändern können; erst in neuester Zeit beginnen die Chinesen einige Ein-
richtnngen der Europäer bei sich aufzunehmen.—Neben der Staatsreligion,
welche um 550 v. Chr. durch Confucius iu der alten Reinheit wieder her-
gestellt wurde und den Himmel mit feinen Gestirnen als die ewig schassende
Kraft hinstellte, hat der Buddhismus große Schichten der Bevölkerung für
sich gewonnen, ohne wahrhafte Religiosität gefördert zu haben; das Christen-
tum macht auch nur geringe Fortschritte (600 000 Bekenner).
2) Die Birmanen, Siamesen und Anamiten, alle in Hinterindien,
stehen den Chinesen in Sprache und Sitten sehr nahe, besitzen aber bei weitem
nicht den Fleiß und die Geschicklichkeit wie dieje.
3) Die Tibetaner und die Bewohner von Butan uud Nepal siud vor¬
zugsweise Ackerbauer nnd Hirten; der Buddhismus hat bei ihnen eine ab-
weichende Gestalt angenommen. Über einen großen Teil Tibets herrscht der
1) Der ganze Sprachschah der Chinesen besteht aus -150 einsilbigen Wörtern, welche
durch verschiedene Betonung auf etwa 1200 Wortlaute gebracht werden. Der Sinn
ändert sich wesentlich durch die verschiedene Stellung der Wörter zu einander.