Full text: Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege (Teil 6)

Deutschlands Bodengestalt in ihrer Bedeutung für Bewässerung ?c. 17 
Mittel- und Unterlauf, die für die Schiffahrt wichtigsten Flußstrecken, 
kommen zur reichen Entfaltung. 
Die Lage der Nebenflüsse und die geringe Höhe der Wasserscheiden ermög- 
lichen vielfach eine leichte Verbindung der Hauptströme durch Kanäle. 
Der Wasserstand der Ströme ist mit Ausnahme der Alpenflüsse im ganzen 
ziemlich abgeglichen. 
Hinsichtlich der Ausdehnung ihrer Gebiete nehmen sie eine Mittelstellung 
unter den Flußsystemen des Erdteils ein. Deutschland hat 15 000 km Wasser¬ 
straßen, die dem großen Schiffsverkehr zugänglich sind, und nur Rußland über- 
trifft es hierin. 
Verbindende Wirkung der deutschen Ströme. Die deutschen 
Flußsysteme verbinden die drei Höhenstufen innig miteinander: der Rhein Hoch- 
gebirge, Mittelgebirge und Tiefland; Weser, Elbe und Oder Mittelgebirge und 
Tiefland. Die vereinigende Kraft der Ströme bringt auch die Menschen einander 
näher und unterstützt zugleich die Vereinheitlichung des gesamten deutschen Lebens 
in geistiger wie wirtschaftlicher Beziehung, namentlich aber in Hinsicht auf den 
Verkehr. Die deutschen Ströme ganz besonders verketten Deutschland zu einem 
einheitlichen Wirtschaftsgebiete. 
Einfluß der Bodengestalt auf den Anbau und Verkehr, a) Von 
größter wirtschaftlicher Bedeutung ist das Vorherrschen des Tieflandes in Deutsch- 
land, das fast 2/8 der Gesamtfläche einnimmt. Es umfaßt nicht bloß die Nord- 
deutsche Niederung mit ihren tiefeingreifenden Buchten am Rhein, der Ems, der 
Saale, Elbe und Oder, sondern auch die langgestreckte Oberrheinische Tiefebene 
mit der breiten Frankfurter Bucht, die Wetterau, den Untermain bis Schwein- 
furt, das untere Neckartal bis gegen Stuttgart und das Moseltal bis Metz. 
Das Tiefland ermöglicht 
eine reiche Entfaltung des Flußnetzes, 
es setzt der Anlage von Schienen- wie Kanalwegen fast keine Hindernisse 
entgegen, 
es ist klimatisch bevorzugt gegenüber dem Hochlande, und 
L es bietet auch dem Ackerbau die günstigsten Bodenverhältnisse dar. 
Die Zusammenlagerung des Tieflandes mit dem Meere, dann die alten 
ostwestlichen Talzüge, große, von der Natur geschaffene Verkehrswege, erscheinen 
als weitere Gaben des Norddeutschen Tieflandes. 
b) Auch die zahlreichen Mittelgebirge, die das Reich in seiner Mitte wie im 
Süden erfüllen, erweisen sich in Wirklichkeit lange nicht in dem Maße Verkehrs- 
störend und sondernd, wie dies lange zum Schaden unserer wirtschaftlichen und 
politischen Entwicklung angenommen wurde. Der deutsche Boden ist trotz seiner 
zahlreichen Gebirge recht wegsam. 
Zu den großen Wasserstraßen, die die Mitteldeutsche Gebirgsschwelle durch- 
ziehen, gesellen sich noch die breite Talsenke der Wetterau, die von Frankfurt nach 
Kassel führt, und weiterhin daZ Tal der Leine, das zur Weser und zur Nordsee 
leitet, die breite Bucht des Grabfeldes zwischen dem mittleren Main- und dem 
Werratale, die Senken im Osten und Westen des Fichtelgebirges und die wichtigen 
Sudetentore. Die Wasserscheiden in den Mittelgebirgen liegen oft nur wenige Meter
	        
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