— 104 —
eingeführt. Das Kupfergeld fank natürlich sehr im Werte und galt nun
als Scheidemünze. Die Silbermünzen waren der Sesterz und der De-
nar. Ein Denar war gleich 4 Sesterzen, 1 Sesterz gleich 20—17 Pf.,
1 Denar also 80—70 Pf.
4. Sein häusliches Mißgeschick. Der strahlende Glanz des Kaiser-
Hauses hatte auch seine Schattenseiten. Augustus' dritte Gattin war die
ränkevolle Livia, die ihm die beiden Stiefföhne Drnfus und Tiberius
zubrachte. Um letzterem die Nachfolge in der Regierung zu sichern, räumte
sie, wie man ihr schuld gab, durch Gift und Dolch alle aus dem Wege,
die nähere Ansprüche hatten. Des Kaisers einzige Tochter Julia war
an seinen Freund und Ratgeber Agrippa verheiratet, führte aber einen so
sittenlosen Lebenswandel, daß sie auf eine Insel verbannt werden mußte.
Nachdem ihre hoffnungsvollen Söhne Plötzlich dahingestorben waren, nahm
endlich Augustus seinen finsteru und mißtrauischen Stiefsohn Tiberius
an Kindes Statt an, der nach ihm das gewaltige Reich in den ersten acht
Jahren trefflich regierte.
5. Sein freudloses Ende. Unter Augustus wurde zu Bethlehem
im jüdischen Lande von der Jungfrau Maria aus Davids Geschlecht
Jesus Christus geboren als Heiland der Völker, die sich nach dem
Reiche der Wahrheit und Liebe sehnten. In seine letzten Lebensjahre fällt
die gewaltige Kraftäußerung des germanischeu Volkes im Teutoburger
Walde. Christentum und Germanentum haben nach ihm die Welt gestaltet.
Die letzten Jahre des Kaisers»waren einsam und freudlos. Er starb
14 zu Nota in Unteritalien, 76 Jahre alt (14 n. Chr.), und wurde nach
n. Chr f^nem Tode göttlich verehrt. Bei seinem Sterben soll er geäußert haben:
„Das Schauspiel geht zu Ende."
Fragen: Welches waren die Länder des römischen Reiches („Alle Welt")
unter Augustus? — Welche Umstände führten das goldene Zeitalter der Kunst
herbei? — Woher stammte die Härte im römischen Charakter? — Woher die
Sittenverderbnis? — Wozu dienten die einzelnen Stücke der Soldatenausrüstung?
— Wie zeigten sich in Livia, Julia und Maria drei Richtungen des Frauen-
charakters? — Wie verhalten sich das absterbende Rom und das auflebende
Christen- und Germanentum zueinander? — „An Cäsar Augustus" von Geibel
(nach Horaz). — „Lied der Legionen" von Dahn.
27 a. Hie Germanen oder Deutschen.
1. Das deutsche Land. Die Germanen wohnten von der Nord-
und Ostsee bis zur Donau, von den Vogesen bis zur Weichsel. Das Land
war nur stellenweise mit Hafer, Gerste, Rüben und Rettichen angebaut,
größtenteils aber mit Laub- und Nadelwäldern oder Sümpfen bedeckt.
In den Wäldern hausten Bären, Wölfe, Auerochsen, Elentiere und anderes
Wild. Auf Wiesen und Berghängen weideten Pferde, Rinder, Schafe und
Schweine. Das Klima war rauh und nebelig. Die Flüsse waren Wasser-
reicher als heute, traten häufig über ihre Ufer und bildeten große Sümpfe,
die den Verkehr ungemein erschwerten.
2. Die deutsche Lebensweise. Die Germanen hatten einen hohen
Wuchs, große Körperkraft und Ausdauer (nur nicht in der Hitze), helle