Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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3. Albrecht der Wär. 1134 schenkte der Kaiser Lothar dem Grafen Albrecht 
aus dem Hause der Anhaltiner die Nordmark. Zu seiner Zeit ließ sich der Wenden¬ 
sürst (Pribislaw) taufen. Da er kinderlos war, setzte er später Albrecht zum Erben 
seines Landes ein. Auf Grund dieser Schenkung nannte sich Albrecht von jetzt an 
„Markgraf von Brandenburg". (Das neu erworbene Land nannte er Neumark; die 
Nordmark aber erhielt später den Namen Altmark.) Um aber die heidnischen Wenden 
für das Christentum zu gewinnen, mußte Albrecht mehrmals mit dem Schwerte in der 
Hand gegen sie vorrücken. Ganz besonders war es Jazzo, der Nesse Pribislaws, der 
die Wenden gegen Albrecht aufreizte. Endlich aber wurde Jazzo an der Havel bei 
Brandenburg besiegt, und nun war Albrecht Herr des Landes bis zur Oder hin. Die 
Götzen der Heiden wurden vernichtet, ihre Tempel aber in christliche Kirchen umge¬ 
wandelt. Um das Land urbar zu machen, zog Albrecht aus Holland und vom Rheine 
Ansiedler herbei, welche Dörfer anlegten, Sümpfe austrockneten und deutsche Sitten 
und christlichen Sinn im Lande ausbreiteten. 
4. Htto IV. mit dem Wfeile. (1267—1308.) Unter den Nachfolgern Albrechts 
ist besonders Otto IV. durch seinen Kampf mit der Stadt Magdeburg bekanntgeworden. 
Die Domherren daselbst hatten nämlich seinen Bruder Erich nicht, wie er gewünscht 
hatte, zum Erzbischof gewählt. Bald rückte er daher mit seinen Truppen vor die Stadt. 
Aus den Dom zeigend, sprach er die stolzen Worte: „Dort wollen wir in wenigen 
Tagen unsre Pferde füttern." Aber es kam anders. Die Magdeburger schlugen sein 
Heer, nahmen ihn selbst gefangen und stellten ihn in einem hölzernen Käfige auf dem 
Marktplatze öffentlich zur Schau aus. Gegen Zahlung eines Lösegelds von 4000 Mark 
Silber kam er wieder frei. Nicht lange nachher fing er abermal Krieg mit Magdeburg 
an; ober auch fetzt war ihm das Glück nicht hold. Bei der Belagerung von Staßfurt 
wurde er von einem Pfeile verwundet, dessen Spitze jahrelang in seinem Kopfe stecken 
blieb. Davon erhielt er den Beinamen „mit dem Pfeile". Erst nach dem Tode des 
Erzbischofs Günther wurde sein Bruder Erich Erzbischof in Magdeburg. 
5. Wcll'demcrr (1308 — 1319), der 9?cffe Ottos IV., ein kühner, kriegerischer 
Held, war unaufhörlich auf die Wohlfahrt der Mark bedacht und liebte sein Volk wie 
ein Vater. Da er aber danach strebte, die Grenzen seines Landes zu erweitern, geriet 
er bald in blutige Kämp e mit seinen Nachbarstaaten (Dänemark. Schiveden, Polen, 
Mecklenburg rc., im ganzen etwa 12). Diese, schon längst neidisch auf die wachsende 
Macht Waldemars, schlossen ein Bündnis gegen ihn, um ihn von seiner Höhe herab¬ 
zustürzen. Bei Gransee kam es zu einer mörderischen Schlacht. Waldemar konnte zwar 
seine Feinde nicht besiegen, halte ihnen aber solche Verluste beigebracht, daß sie im 
Frieden za Templin sein Gebiet ungeschmälert lassen mußten. Leider starb dieser Held 
schon in fr: v Blüte seines Lebens, erst 28 Jahre ult. 
i falsche Waldemar. Nicht lange nach Waldemars Tode kam die Mark 
Brandenburg an das bayrische Haus (1324—1373), unter dem der Glanz des Landes 
bald wieder erlosch. Der erste Markgraf dieses Hauses war Ludwig der Bayer. Um ihn 
zu stürben, setzten seine Feinde folgendes Gaukelspiel ins Werk. Ein Müllergeselle, Jakob 
Nehbock, welcher dem verstorbenen Waldemar sehr ähnlich sah. erschien, als Pilger verkleidet, 
vor dem Erzbischof von Magdeburg, der eben beim Mahle saß, und erbat sich einen Trunk 
Wein. Nachdem er den Becher geleert, ließ er seinen Siegelring in denselben hineinfallen 
und sandte den Becher dem Erzbischof zurück. Erstaunt ries dieser: „Das ist Waldemars Ring!" 
und ließ den Pilger hereinrufen. Dieser begann nun zu erzählen: „Ich bin Waldemar, 
der Markgraf. Man hat vor 29 Jahren einen andern für mich begraben, während ich, um 
eine schwere Sünde zu büßen, ins heilige Land zog. Jetzt bin ich iviedcrgckommen. uni 
meines Volkes Leiden zu mildern, das unter einem fremden Herrscherhause im U" glücke 
seufzt." So sprach er. und seine Worte fanden Glauben. Fast das ganze Land fiel iym zu, 
nur Frankfurt, Spandau und Briezen, seitdem Trcuenbriezen genannt, blieben treu. (Später 
eroberte zwar Ludwig alle Städte wieder, zog sich aber nach Tirol zurück, das ihm eben¬ 
falls gehörte, und überließ die Mark seinem Bruder Otto dem Römer, unter welchem dit 
Markgrafschaft zu einem Kurfürstentum erboben wurde (1356). Ihm folgte sein Bruder, 
Otto der Faule, der letzte der bayrischen Fürsten, die über Brandenburg regierten).
	        
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