Full text: Deutschland nebst Handelsgeographie und Weltverkehr, Mathematische Geographie, Kartographie, Methodik (Teil 5)

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keine andere Gestalt haben (Gesetz der Ähnlichkeit >). Ist nun die Erde 
eine Kugel und keine Scheibe, so kann stets nur eine Hälfte ihrer 
Oberfläche Sonnenlicht und -wärme empfangen, und die Krümmung der 
Erdoberfläche muß ein Auffallen der Sonnenstrahlen unter verschiedenen 
Winkeln, also eine ungleiche Beleuchtung und Erwärmung zur Folge 
haben. Die Erde ist eine Kugel; darum wird ihre Oberfläche 
ungleichmäßig beleuchtet und erwärmt. 
2. Die Festlegung der Licht- und Wärmegrenzen durch das 
Liniennetz der Erde, a) Das Liniennetz. Da die Erdpole in der 
Richtung der Himmelspole, die Erdachse in der Himmelsachse und der 
Erdäquator in der Ebene des Himmelsäquators liegen, so entspricht 
das Liniennetz der Erde dem II. Liniensystem des Himmels. Man denkt 
sich auf der Erde 2x89 Parallelkreise gezogen, die nach N und S 
vom Äquator immer kleiner werden (die Pole vertreten die 90. Parallel- 
kreise), und 180 Meridiankreise (Ellipsen), deren Hälften (Meridiane) 
man vom Nullmeridian (über Greenwich oder Paris, früher Ferro) nach 0 
zählt. 231/2° nördlich und südlich vom Äquator liegen die Wende- 
kreise, 23x/20 von den Polen entfernt die Polarkreise. Zum Liniennetz 
der Erde gehören Äquator, Parallelkreise, Meridiane, Wende- 
kreise und Polarkreise. 
b) Die geographische Breite. Zwischen den Parallelkreisen liegen 
2x90 Breitengrade (je III km). Ein Ort liegt unter 25° nörd¬ 
licher (südlicher) Breite, d. h. er liegt 25° nördlich (südlich) vom 
Äquator. Die geographische Breite eines Ortes ist also das Stück seines 
Meridians vom Äquator bis zur Lage des Ortes oder der Winkel, den 
der Erdradius des Ortes mit der Ebene des Äquators bildet. Die 
geographische Breite ist der Abstand vom Äquator. 
c) Die geographische Länge2) wird an den 360 Längen- 
graden gemessen, die zwischen den Meridianen liegen. Die Längengrade 
sind am Äquator III km lang3) und werden vom Nullmeridian nur 
nach O gemessen. Ein Ort hat 185° geographische Länge, d. h. er liegt 
185° vom Nullmeridian entfernt. Die geographische Länge ist das Stück des 
Parallelkreises vom Nullmeridian bis zum Ort oder der Winkel zwischen 
dem Erdradius des Ortes und der Ebene des Nullmeridians. Die geo- 
graphische Länge ist der Abstand vom Nullmeridian nach Osten. 
6) Nebenwohner, Gegenwohner, Gegensüßler. Liegen zwei 
]) Über Größe und sphäroidale Gestalt der Erdkugel siehe Teil I, S. 7 ff. 
2) Die Ausdrücke „geographische Länge und Breite" sind dem Altertum entlehnt 
und entsprechen der Ausdehnung der damals bekannten Welt (Mittelmeer bis Indus). 
3) Die Große der Längengrade beträgt: 
bei 10" Breite — 109,6 km, bei 50° Breite — 71,7 km, 
20° — 104,6 „ „ 60° „ — 55,8 „ 
30° „ — 96,5 „ „ 70° „ — 38,2 „ 
„ 40° „ — 85,4 „ „ 80° „ — 19,4 „ 
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