Full text: Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete (Teil 4)

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7650 qkm besitzt. In diesem Landstrich darf die chinesische Regierung 
ohne die Zustimmung Deutschlands keinerlei Anordnungen und Maßnahmen 
treffen und insbesondere auch der Regelung der Wasserläufe kein Hindernis 
entgegenstellen. Außerdem hat Deutschaud das Recht erworben, in der großen 
und dicht bevölkerten Provinz Schantung Eisenbahnen anzulegen und die vor- 
handenen reichen Steinkohlen- und Erzlager auszubeuten. 
Die Kiautschoubucht ähnelt in Form und Größe dem Jadebusen. Ihr 
Eingang, der durch zwei vorspringende Halbinseln eingeengt wird, hat eine 
Breite von nur 3,4 km und kann darum leicht verteidigt werden. Der größere 
n. Teil der Bucht ist indessen für den Verkehr ohne Bedeutung. Die Flüsse 
haben hier dem Becken eine solche Menge von Sinkstoffen zugeführt, daß die 
Wafsertiese nur sehr gering ist und zur Ebbe große Flächen trocken daliegen 
wie im Wattenmeer der Nordsee. Doch bleibt im S. eine etwa 59 qkm 
große Fläche, die den größten Schiffen zugänglich ist und einen ausgezeichneten, 
geschützten Ankerplatz bietet. Während den Hintergrund der Bucht ebeues 
Gelände umsäumt, sind die beiden Halbinseln größtenteils gebirgig. Im O., 
dem Hauptteil unsers Besitzes, erhebt sich das Lauschangebirge bis zur Höhe 
des Brockens. Es besteht aus Urgestein, hat schroffe, zackige Formen, die ihm 
ein malerisches Aussehen geben, und bildet für den Seefahrer eine weithin 
sichtbare Landmarke. Das Gebirgsland ist fast völlig kahl, da die Bewohner 
alles Holz schon als Strauchwerk und selbst das Gras als Brennstoff verwenden. 
Die deutsche Regierung ist aber eifrig auf die Wiederaufforstung bedacht, und 
trotz der kurzen Zeit sind schon viele Abhänge und Hügel mit jungen Kiefern-, 
Akazien- und Eichenwaldnngen bedeckt. Die Täler und Niederungen haben 
fruchtbaren Lößboden und sind überall vortrefflich angebaut. 
Das Klima Kiautschous wird als das gesundeste in ganz China bezeichnet. Die 
Lage des Gebietes auf der Halbinsel mildert die überall im Innern herrschenden schroffen 
Gegensätze (S. 160). Gleichwohl find diese auch hier noch beträchtlich. Der Sommer ist 
tropisch warm mit einem Julimittel von 24—25", der Winter, der unter dem Einfluß 
des kalten, trockenen Nordwestmonsuns steht, entspricht etwa dem Mitteldeutschlands, und 
der n. Teil der Bucht friert mitunter zu. Die Niederschläge (60 cm) fallen zu mehr als 
der Hälfte im Sommer, wenn der feuchte Südostmonsun weht; der Winter ist sehr 
niederschlagsarm. Infolge des gesunden Klimas ist Tsingtau, der Hauptort des Schutz- 
gebiets, in letzter Zeit zu einem Seebad geworden, das außer von Deutschen auch von 
vielen andern Europäern, die in Ostasien leben, aufgesucht wird. 
Bewohner. Das Pachtgebiet wird von 169000 Chinesen bewohnt 
(©. 161), hat also eine Volksdichte von 329, wie Sachsen, der am stärksten 
besiedelte Staat Deutschlands. Die Hauptbeschäftigung ist der Ackerbau, der 
mit der den Chinesen eigenen Sorgfalt betrieben wird (S. 166). Man baut 
hauptsächlich Weizen, Negerhirse, Reis, Bohnen, Sesam, Erdnüsse, Hanf, etwas 
Baumwolle und Obst. Sehr bedeutend ist die Seidengewinnung. Die Zahl 
der Weißen betrug 1911 3900, die bis auf 90 alle Deutsche waren.
	        
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