Full text: Vaterländische Handels- und Verkehrsgeographie

VIII. Das östliche Tiefland. 
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leichter ist und mit geringeren Kosten gefördert werden kann. In 
dünnen Schichten wird er auf dem Erdboden ausgebreitet und dann 
in gemauerte Behälter gebracht, wo er mit Wasser begossen und 
durch eine Vorrichtung beständig umgerührt wird, damit er sich eng 
mit dem Wasser vermische. Dabei trennen sich feinere Sandteile, 
und alle löslichen Stoffe werden vom Wasser weggeschwemmt. Das 
Austrocknen dieses Schlammes erfordert lange Zeit. Bleibt dennoch 
zu viel Feuchtigkeit darin zurück, so mufs er mit trockenem Material, 
das in den Ziegeleien aufgespeichert ist, vermengt werden, um dann 
nochmals durch eine Knetmaschine zu gehen und zu einer gleich¬ 
förmigen Masse verarbeitet zu werden. Diese Arbeit, die heute fast 
ausschliefslich durch Maschinen geleistet wird, wurde früher durch 
menschliche oder tierische Arbeitskraft, durch Treten, besorgt. In 
einem Walzwerke wird nun die Masse zu dünnen Streifen ausgezogen 
und ist zum Formen bereit. 
Das Ziegelstreichen geschah früher nur durch Handarbeit. 
In eine Form aus Holz oder Eisen drückte man den Thon hinein, 
entfernte den Überschufs durch Streichen mit einem Brett und 
stülpte die Form um. Auch heute ist dieses Verfahren noch vielfach 
üblich, aber meist durch Maschinen verdrängt, welche die Masse 
pressen, durch viele schraubenförmig gestellte Messer einen Strang 
von der Dicke und Länge der zu gewinnenden Ziegel formen und 
endlich durch ein Abschneidemesser Stücke von der gewünschten 
Länge abschneiden. Auf diese Weise erhält man die ungebrannten 
Steine, die manchmal nur noch an der Luft getrocknet werden. 
Diese „Luftsteine" sind zwar zu manchen praktischen Zwecken zu 
gebrauchen, allein sie halten sich nicht an feuchter Luft. Sie müssen 
darum gebrannt werden, wodurch die noch im Thon enthaltenen 
Wasserteile vollständig ausgetrieben und die Thonteile in einen Zu¬ 
stand versetzt werden, worin sie fest zusammenbacken. Das Brennen 
geschieht entweder in Feldbrand- oder in Ringöfen. Bei jenen 
schichtet man eine ungeheuere Zahl von passenden Steinen auf¬ 
einander, bedeckt sie mit einem Lehmbewurf und entzündet in der 
Mitte des Haufens ein Feuer. Für gewöhnlich genügen solche Steine, 
iedoch bessere Ware wird stets in Ringöfen gebrannt. 
Die ursprüngliche Gestalt des Ringofens ist, wie schon sein 
Name besagt, die Kreisform, die auch für kleinere Betriebe am vorteil¬ 
haftesten ist; doch baut man auch elliptische, quadratische und recht¬ 
eckige Öfen, wie es gerade die Verhältnisse bedingen. Für den 
erforderlichen Zug sind hohe Schornsteine meist in der Mitte an¬ 
gebracht, für längliche Öfen liegen sie aber aufserhalb. Der lange 
Ofenkanal bildet jetzt meist einen ringförmigen, mit einer gewölbten 
Decke versehenen Raum, da die senkrechten Wände mit halbkreis¬ 
förmig überwölbter Decke sich zu leicht durchbiegen und so häufige 
Ausbesserungen veranlassen. Durch 3 teilige Blechschieber kann der 
Kanal in Kammern eingeteilt werden, von denen immer nur eine
	        
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