216 IV. Außereuropäische Erdteile.
Canarien (7300 qkm mit 300000 Einw.); die wichtigsten Inseln
sind Gran Canaria, Lanzarote, Ferro (f. S. 10) und Tene-
rife (nicht Teneriffa) mit der Residenz des Statthalters, Santa
Cruz (10000 Einw.). Tabak und Wein (Canariensekt) sind die
Hauptprodukte der Gruppe. Der Pik von Tenerife hebt sein
schneebedecktes Haupt 3700 m hoch empor und bildet weithin eine
Landmarke für die Seefahrer. Von der durch die Spanier be-
siegten Urbevölkerung der Jusel, den blondhaarigen Guanchen oder
Manschen, find immer noch Spuren bemerkbar. — n von den
Canarien ist die Madeira-Gruppe gelegen, aus welcher neben der
Hauptinsel nur noch Portosanto erwähnt zu werden verdient;
Hauptort ist Fnnchal auf Madeira (Madshra). Der Reichtum
dieser Eilande besteht in ihren trefflichen Reben; zwar hatte die
Traubenkrankheit den Wohlstand der Bewohner schwer geschädigt,
doch erreicht fetzt der Weinbau allgemach wieder seine frühere Blüte.
— Der nördlichste der vier Archipele endlich ist derjenige der Azoren,
welcher allerdings von den Portugiesen administrativ zu
Europa, geographisch aber besser zu Afrika gerechnet wird (2400 qkm,
gegen 300000 Einw.). Die Hauptstadt der viel Wein und Süd-
früchte ausführenden Inseln ist Angra — im portugiesischen gleich¬
bedeutend mit Hafen — auf Tereeira (Tersehra); San Miguel,
Fayal, Flores sind die drei größten unter den zahlreichen Jnfelchen.
Entdeckungsgeschichke.
Ägypten ist, wie jedermann weiß, der Schauplatz der ältesten
Kultur gewesen, und so bestand denn über die geographischen Ver-
Hältnisse des u-ö Afrika fchou in früher Zeit genügende Klarheit.
Der Grieche Herodot (um 450 v. Chr.) beschreibt Ägypten, Äthi-
opien (Nubieu), die Oasen Siwah und Audschila (s. S. 197) völlig
zutreffend. Allein an der Wüste endeten die geographischen Kennt-
nisfe des Altertums, wie auch die Römerherrschaft uur wenig über
deren Saum hinaus vordrang, und die „Glücklichen Inseln" im
fernen Westen (Azoren oder Canarien) bildeten überhaupt den Mark-
stein erdkundlichen Wissens (s. S. 11). Zwar soll König Necho
schon um 600 v. Chr. den ganzen Erdteil haben umschiffen lassen,
und hundert Jahre später gelangte eine karthagische Entdeckungsfahrt
unter Hanno bis zu einem als „Götterwagen" bezeichneten Gebirge
an der Westküste, worunter die neueren Ausleger meist die Sierra
Leone (f. S. 198) verstehen. Nachhaltige Folgen aber hatten diese
Reisen leider nicht. Sowohl von den Ptolemäern, die nach
Alexander über Ägypten herrschten, als anch von den Römischen
Kaisern wurden Expeditionen zur Aufsuchung der Nilquelleu
unternommen, und man wußte bereits, daß der Hauptquellfluß des
Nils einem Systeme von Seen nahe dem Äquator und nahe einer