Full text: Geographie für Bayerische Mittelschulen

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I. Einleitung. 
merklich ändert, dann aber eine der früheren entgegengesetzte Rich- 
tnng einzuschlagen scheint, so sagt man, sie habe ihr Solstitinm 
(Sonnenstillstand) oder ihre Sonnenwende erreicht. Am 21. März 
und am 23. September geht die Sonne genau im Ostpunkte auf 
und im Westpunkte unter; dann sind Tag und Nacht an Länge ein- 
ander gleich, man spricht von einem Aeqninoktium oder einer 
Tagundnachtgleiche (des Frühlings und des Herbstes). 
§ 7. Die Ekliptik und die Stellung dcr Erdachse. 
Scheinbare Aus dem allem folgt, daß die Sonne, während ihre tägliche Be- 
bahn, wegnng sich als eine blos scheinbare herausgestellt hat, doch eine wirk- 
liche Bewegung besitze, und in der That glaubten auch Altertum und 
Mittelalter übereinstimmend, daß die Sonne in einem Zeitraum von 
365^/4 Tagen, ^>Jahr genannt, einen vollen Kreis — Sonnenba hn 
oder Ekliptik — um die den Mittelpunkt eiunehmende Erde beschreibe. 
Dem nämlichen Copperniens (s. 0.) glückte aber der Nachweis, 
daß auch hier wieder eine Täuschung vorliegt; die Sonne steht fest, 
und die Erde bewegt sich um jene in einer gewissen ovalen Linie, 
die aber von einem Kreise ganz wenig verschieden ist. Durch die 
Rotation der Erde entstehen die Tageszeiten, durch ihre Revolu- 
tion (Umwälzung um die Sonne) entstehen die Jahreszeiten. 
Zur Erläuterung des Wesens derselben wird man natürlich eine das 
Bild der Erde darstellende Kugel zur Haud nehmen. 
Itcianf cn Mm: stelle ein Licht auf eine wagrechte Tischplatte und führe 
"oer Achse, zuvörderst die Kugel so um das Licht in einem Kreise herum, daß 
die Drehuugsachse der Kugel, die mau nötigenfalls durch eine hindurch¬ 
gesteckte Nadel ersichtlich machen kann, senkrecht zur Ebene des Tisches 
bleibe. Jener größte Kreis der Kugel, welcher bei dieser Bewegnug 
der Tischplatte immer parallel*) bleibt, dessen sämtliche Punkte mithin 
von jedem der beiden Pole immer gleichen Abstand haben, wird der- 
Gleicher oder Äquator genannt, die obere Hälfte der Kugel ent- 
spricht der Nordhalbkugel, die untere der Süd halbkugel. Man 
wird nun wahrnehmen, daß die Grenze zwischen Licht und Schatten, 
wo auch die Kugel sich befinden möge, ein Kreis ist, von dem gerade- 
soviel zur Nordhälfte wie zur Südhälfte gehört. Anders ausgesprochen: 
Stünde die Achse der Erdkugel seukrecht auf der Bahu- 
ebeue, s0 gäbe es' keinen Unterschied der Jahreszeiten, 
d. h. es wären für beide Halbkugeln der Tag der Sommer, 
die Nacht der Winter. Ein zweitesmal führen wir die Kugel 
so um die Lichtquelle herum, daß diese stets von der ver- 
längerten Erdachse getroffen wird; dann wäre der Äquator 
*) Parallel nennt man Linien, die allenthalben gleichen Abstand, 
haben.
	        
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