Rückblick auf die deutschen Kolonien. 95
Weißen widmen sich fast ausschließlich dem Anbau von Kakao. Die Deutsche
Handels- und Plantagengesellschaft der Südseeinseln zu Hamburg
erzielt hier lohnenden Erfolg.
Wirtschaftliche Würdigung des deutschen Südseegebietes.
Die Produktion der deutschen Südseegebiete ist vorerst infolge der wenig zahl-
reichen (kaum % Mill. Einw.) und noch dazu arbeitsnnluftigen Bevölkerung gering,
ebenso wegen der Bedürfnislosigkeit der Bewohner die Aufnahmefähigkeit für
europäische Waren. Dazu erschwert die weltferne Lage der Inselwelt die Handels-
beziehnngen mit dem Mutterland. Dagegen hat das Jnselgebiet Bedeutung für
den Weltverkehr. Die Inseln, namentlich Jap, sind Stationen auf dem australisch-
ostasiatischen Handelsweg und Trüger des pazifischen Telegraphenverkehrs. Die
Bedeutung der Inseln wird noch wesentlich gewinnen, wenn der Panamakanal
vollendet sein und der Stille Ozean in erhöhtem Maß Schauplatz des Welt-
Verkehrs werden wird.
Rückblick auf die deutschen Kolonien.
A. Die Kolonisation im allgemeinen.
a) Bedeutung der Kolonisation im allgemeinen. Die Kolonisation ist jeder-
zeit eines der wichtigsten Mittel zur Entwicklung der Menschheit gewesen und hat
dauerndere Veränderungen herbeigeführt als bloße Eroberungen, Zertrümmerungen
und Neuaufrichtungen von Staaten. Durch sie wurde die jeweils erreichte Kultur in
ferne Lande getragen und insbesondere die ganze Welt mit christlicher Bildung um-
spannt und die moderne Weltwirtschaft begründet. „Das eigene Volkstum hinaus-
zutragen in die Fremde, es dort zu behaupten „und zu verbreiten, erfordert aber
kriegerische, wirtschaftliche, geistige und sittliche Überlegenheit. Und in der Tat sind
diejenigen Völker, die in dieser Arbeit sich auszeichneten vor andern, die leitenden
und führenden geworden: Weltmächte." (Schäfer.)
b) Die wichtigsten Ursachen der Kolonisation sind folgende:
1. Überschuß an Unternehmungslust und Tatendrang, die daheim
ihre Befriedigung nicht fanden. Zahlreiche Beispiele hierfür liefert namentlich das Zeit-
alter der Entdeckungen.
2. Gewinnsucht war zu allen Zeiten eine der mächtigsten Triebfedern der
Menschen, und so hat sie nicht bloß die Völker des Altertums, wie die Phönizier und
Griechen, sondern auch die der Neuzeit, wie die Spanier, Portugiesen und Briten
bewogen, Kolonien zu gründen.
3. Politische Unzufriedenheit. So dankt z. B. schon Karthago seine
Entstehung inneren Unruhen der Mutterstadt. Ebenso ergriffen in Deutschland in
der Zeit der inneren Versassungskämpse (1848 ?c.) viele Unzufriedene den Wanderstab.
4. Religiöse Gründe waren besonders für die Auswanderung im 17. und
18. Jahrhundert maßgebend. Hugenotten wandten sich z. B. nicht nur nach Deutsch-
land, sondern selbst nach Südafrika. Die Quäker, die in England nur Hohn und
Verfolgung gefunden hatten, suchten ihr Reich der Bruderliebe in Pennsylvanien zu
verwirklichen.
5. Wirtschaftliche Verhältnisse. Oft wird Auswanderung durch Über-
völkerung hervorgerufen, durch wiederholte Mißernten ufw.
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