II. Amerika.
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waltigste Urwaldgebiet (Buntbild S. 34) nur durch den Amazonenstrom
und seine Nebenflüsse erschlossen wird, so heißt es mit Recht Amazon:en.
Die riesigen Regenmengen, die, nach W zuuehmend, in der Regenzeit hier
fallen, machen allein schon Südamerika zum niederschlagsreichsteu
aller Erdteile. In der Trockenzeit nährt reichliches Grundwasser, eine
Folge der ausgedehnten Überschwemmungen, den farbenprächtigen Urwald.
Von seinen Nutzpflanzen liefern besonders der Chinarinden- und der Kaut-
schnkbanm, der Spanische Pfeffer und die Erdnuß wertvolle Erzeugnisse, die
über Parä (Lage?) zur Ausfuhr gelangen. Eine bunte Insekten- und Vogel-
welt (Papageien und Kolibris) belebt den Wald, Jaguare und Riesenschlangen
lauern den Tieren des Waldes auf, Brüllaffen und Faultiere klettern auf den
Bäumeu herum, Ameisenfresser, Gürteltiere und Tapire verbergen sich im Dickicht,
und Alligatoren Hausen in den Flüssen.
c) Die Ebene des Rio de la Pläta, d. i. Silberstrom. Das Strom-
netz dieses Flusses bildet bei Buenos Aires und Montevideo ein mäch-
tiges Mündungsbecken, in dessen innersten Winkel sich noch der Halbkreis-
förmige Uruguay [urugtoat] ergießt.
Das in meridionaler Richtung sich erstreckende Tiefland heißt im 8
Pampa, d. i. Ebene. Einst war es ein Meerbusen, der, durch Rückgang
des Meeres trockengelegt, mit Flußschlamm und Lößanwehnngen (S. 70)
erfüllt wurde. Wo die Befeuchtung genügt, ist darum der Boden von
außerordentlicher Fruchtbarkeit.
Auf den weiten, baumarmen Grasebenen weiden große Herden von Schafen,
Pferden und Rindern, die von halbwilden Hirten gehütet werden. In den
mittleren Pampas sind ausgedehnte Kulturlandschaften mit Wein, Obst und
Getreide bepflanzt und bilden ein Ackerbaugebiet ersten Ranges., Getreide,
Wolle, Fleischextrakt, Hörner und Häute gelangen über Buenos Aires, die
größte Stadt Südamerikas, zur Ausfuhr.
II. Bewohner, wirtschaftliche und politische Verhältnisse
Südamerikas.
Südamerika ist sehr dünn bevölkert, denn es hat auf einer Fläche, die
33 mal so groß ist wie das Deutsche Reich, nur zwei Drittel seiner Be-
wohner. Einen geringen Teil davon bilden eingewanderte Europäer
(400000 Deutsche, besonders in Brasilien, Argentinien und Chile) oder
deren Nachkommen (Kreolen), die Hälfte (besonders in den westlichen
Staaten) besteht aus Mischlingen, 4 Millionen kommen auf die Neger,
und der Rest besteht in Indianern, von denen etwa die Hälfte zivilisiert ist.
Neben den europäischen Besitzungen (Guayana und Falklands-Jnseln) be-
steht Südamerika aus 9 Republiken spanischer Zunge und dem Portn-
giesisch redenden Brasilien. Die den Spaniern und Portugiesen durch
die Kreolen am Anfange des 19. Jahrhunderts entrissenen Republiken haben
es infolge von Rassenhaß, Grenzstreitigkeiten uud geringer Tatkraft noch zu
keiner inneren Festigung und ansehnlichen wirtschaftlichen Entwicklung bringen
können, obwohl das Land an natürlichen Schätzen reich ist. Brasilien ist das
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