III. Afrika.
45
Der Sudan mit Senegambien und Gbergninea.
Der Sudan reicht vom Atlantischen Ozean bis zum Hochlande von
Abessinien, vom Südrande der Sahara bis zum Gninea-Golf und der
Wasserscheide gegen den Kongo. Sein westlicher Teil ist der gebirgige
Hochsudän, um die Senke des Tsüd-Sees herum liegt der Flachsndän, der
ostwärts in den steppenartigen Nil-Sudan übergeht (S. 41). Die west¬
liche Abdachung des Hochsndän ist das vom Senegal und Gambia
bewässerte Stufenland Senegambien, die südliche das Küstenland von
Oberguinea.
a) Hochsudän.
1. Landschaftsbild. West- oder Hochsudän bildet ein Hochland, dessen
Berggruppen im W über 1500 m emporsteigen. Die reichen Niederschläge
der atlantischen Winde speisen die Quellen des Nigir sowie den Senegal
und Gambia. Der in den Gninea-Golf mündende Nigir durchbricht das
in Terrassen von der Küste aufsteigende Bergland in einem nach 3 ge-
öffneten Bogen. In der Nähe von Timbnktü, dem Vereinigungspunkte
von fünf Karawanenstraßen der Wüste und dem Haudelsmittelpuukte des
westlichen Sudan, erreicht er den südlichen Wüstenrand. Auf feinem süd-
lichen Laufe empfängt er den ans dem Herzen Afrikas kommenden und für
den Verkehr nach dem Tsäd-See wichtigen Venne. Lagos, der beste Hafen
der ganzen Guineaküste, führt viel Palmöl aus.
Das heißfeuchte Klima ist an der Küste für Weiße besonders mörderisch.
Die tropischen Regen erzeugen binnenwärts dichten Urwald, in dem die Öl-
palme, die Kokospalme, Kautschuk liefernde Lianen und der Kolanuß-
bäum die wichtigsten Nutzpflanzen find. In den Lichtungen des Urwaldes
bauen die Eingeborenen Maniok, Aams, Mais, Baumwolle, Durra,
Sesam, Reis und Tabak. Den Übergang zur Sahara bilden Baumsavannen.
2. Bewohner. Die heidnischen Negerstämme von Oberguinea verstehen
vortrefflich die Herstellung von Metallwaren und Geweben und leben in
Staaten beisammen. In den übrigen Sudan hat der Islam Eingang ge-
snnden, der die Völker auf eine höhere Stufe der Gesittung hob. Hier bilden
das herrschende Volk die von N eingedrungenen Felläta oder Fulbe, ein streit-
bares Hirtenvolk, das für den Islam nach den Vorschriften des Koran äußerst
tätig ist. Zwischen Nigir und Tsäd-See wohnen die Haüssa, die fleißig Acker-
bau, Gewerbe und Handel treiben und in geordneten Staaten beisammen
wohnen.
Das vom Senegal und Gambia bewässerte, in Stufen von der Küste
aufsteigende Senegambien ist drückend heiß und an der Küste für Euro-
Päer ungesund. Der Boden liefert besonders das Arabische Gummi, eine
Harzansschwitznng der Gummiakazie.
Abgesehen von kleineren englischen und portugiesischen Besitzungen gehört
Senegambien deu Franzofen.
Oberguinea reicht vom Delta des Nigir bis zum Kap Sierra Leone.
Die Küste ist fast überall flach und versandet, die Flußmündungen sind
meist durch Sandbänke verstopft. Dadurch entstehen weite Sümpfe, die die