— 144 —
6. Handel und Verkehr. In der Ausfuhr Deutsch-Ostafrikas
steht der Kautschuk an erster Stelle (1910: 6,3 Mill. jK,); ihm
folgt mit ungefähr 3 Mill. M der Sifalhanf, dessen Fasern in der
Webeindustrie sehr gesucht sind. Von großer Bedeutung für Deutsch-
land wird auch der Anbau der Baumwolle werden, der sowohl von
Europäern als von Eingeborenen betrieben wird. In 10 Jahren hat
sich ihr Ausfuhrwert von 5 Jb (1900) auf 750000 M gehoben.
Die Einfuhr erstreckt sich besonders auf Eisen- und Baumwollenwaren,
Maschinen, Waffen u. dergl.
Von größter Bedeutung für die Entwicklung der Kolonie ist der
Bau von Eisenbahnen. Heute ist der Handel im Innern noch sehr
beschwerlich, da er die schmalen Negerpfade als Verkehrswege be-
nutzen muß. Auch sind die Neger, die die Waren auf dem Kopfe
tragen, sehr unzuverlässig, und die 40 — 50000 Träger könnten viel
besser auf den Plautageu verwandt werden. Bis jetzt sind zwei Bahnen
gebaut. Im Norden führt die Ufambarabahn von Tanga zu den
Plantagen am Abhang des Kilimandscharo; ihre Weiterführung bis zum
Viktoriasee ist in Aussicht genommen. Die Mittelbahn verbindet
den Hauplhafen der Kolonie Daressaläm mit Tabora; sie wird bis
zum Tanganjikasee durchgeführt werden und von Tabora aus eine Ab-
zweigung nach Muanfa am Viktoriasee erhalten. Endlich ist die
Südbahn geplant, die Kilwa-Kissiwani an der Ostküste mit Wied-
Hafen am Njafsa verbinden soll.
7. Städte. Die meisten größeren Städte Dentsch-Ostasrikas liegen
an der Küste. Im Norden liegt Tanga; der Insel Sansibar gegen-
über Bagamoyo, das aber wegen seines ungünstigen Hafens immer
mehr zurückgeht. Der Regierungssitz und Haupthafen der Kolonie ist
Daressalüm, 25000 Einw. Im Süden liegt an der Küste Lindl.
Der größte Ort im Innern ist Tabora, 37 000 Einw.
8. Bedeutung der Kolonie. Deutsch-Ostasrika ist die größte
deutsche Kolonie. Sie hat sehr fruchtbare Gebiete, aus denen wir viele
Kolonialwaren beziehen können. Auch die reiche Tierwelt liefert wert-
volle Handelsgegenstände. Da das Land verhältnismäßig dicht be-
völkert ist, so bietet die Besitzung der deutschen Industrie ein günstiges
Absatzgebiet. Die höher gelegenen Abhänge des Kilimandscharo eignen
sich zur Ansiedelung von Deutschen. Wie überaus gut sich unsere
Kolonie entwickelt hat, geht aus folgenden Zahlen hervor:
1904 1910
Ausfuhr: 8 951000 Jk 20805000 M
Einfuhr: 14339000 „ 38 659000 „