Full text: Europa ohne Deutschland (Teil 2)

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6. Handel und Verkehr. In der Ausfuhr Deutsch-Ostafrikas 
steht der Kautschuk an erster Stelle (1910: 6,3 Mill. jK,); ihm 
folgt mit ungefähr 3 Mill. M der Sifalhanf, dessen Fasern in der 
Webeindustrie sehr gesucht sind. Von großer Bedeutung für Deutsch- 
land wird auch der Anbau der Baumwolle werden, der sowohl von 
Europäern als von Eingeborenen betrieben wird. In 10 Jahren hat 
sich ihr Ausfuhrwert von 5 Jb (1900) auf 750000 M gehoben. 
Die Einfuhr erstreckt sich besonders auf Eisen- und Baumwollenwaren, 
Maschinen, Waffen u. dergl. 
Von größter Bedeutung für die Entwicklung der Kolonie ist der 
Bau von Eisenbahnen. Heute ist der Handel im Innern noch sehr 
beschwerlich, da er die schmalen Negerpfade als Verkehrswege be- 
nutzen muß. Auch sind die Neger, die die Waren auf dem Kopfe 
tragen, sehr unzuverlässig, und die 40 — 50000 Träger könnten viel 
besser auf den Plautageu verwandt werden. Bis jetzt sind zwei Bahnen 
gebaut. Im Norden führt die Ufambarabahn von Tanga zu den 
Plantagen am Abhang des Kilimandscharo; ihre Weiterführung bis zum 
Viktoriasee ist in Aussicht genommen. Die Mittelbahn verbindet 
den Hauplhafen der Kolonie Daressaläm mit Tabora; sie wird bis 
zum Tanganjikasee durchgeführt werden und von Tabora aus eine Ab- 
zweigung nach Muanfa am Viktoriasee erhalten. Endlich ist die 
Südbahn geplant, die Kilwa-Kissiwani an der Ostküste mit Wied- 
Hafen am Njafsa verbinden soll. 
7. Städte. Die meisten größeren Städte Dentsch-Ostasrikas liegen 
an der Küste. Im Norden liegt Tanga; der Insel Sansibar gegen- 
über Bagamoyo, das aber wegen seines ungünstigen Hafens immer 
mehr zurückgeht. Der Regierungssitz und Haupthafen der Kolonie ist 
Daressalüm, 25000 Einw. Im Süden liegt an der Küste Lindl. 
Der größte Ort im Innern ist Tabora, 37 000 Einw. 
8. Bedeutung der Kolonie. Deutsch-Ostasrika ist die größte 
deutsche Kolonie. Sie hat sehr fruchtbare Gebiete, aus denen wir viele 
Kolonialwaren beziehen können. Auch die reiche Tierwelt liefert wert- 
volle Handelsgegenstände. Da das Land verhältnismäßig dicht be- 
völkert ist, so bietet die Besitzung der deutschen Industrie ein günstiges 
Absatzgebiet. Die höher gelegenen Abhänge des Kilimandscharo eignen 
sich zur Ansiedelung von Deutschen. Wie überaus gut sich unsere 
Kolonie entwickelt hat, geht aus folgenden Zahlen hervor: 
1904 1910 
Ausfuhr: 8 951000 Jk 20805000 M 
Einfuhr: 14339000 „ 38 659000 „
	        
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