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ist das Hauptweinland unseres Vaterlandes. Bodenbeschaffenheit und
Klima bieten hier dem Weinbau äußerst günstige Verhältnisse. Die steile
Taunuswand ist nach Süden geneigt, so daß die Reben stark von der
Sonne angeglüht werden. Dazu kommt, daß der schwarze Schieferboden
die Sonnenstrahlen gierig aufsaugt und die Wärme später wieder ausstrahlt.
Sogar die von dem Flußspiegel zurückgeworfenen Sonnenstrahlen tragen
zur Erwärmung der Trauben bei, so daß diese „dreifach angeglüht" zur
Reife gelangen. So wirken hier verschiedene Umstände zusammen, um
einen Wein zu erzeugen, der zu den besten der Welt zählt. Die edelsten
Weine wachsen bei Rüdesheim, Johannisberg, Rauental, Geisenheim
und Erbach.
b) Schönheit des Rheingaus. Der Rheingau gilt wegen seiner
Fruchtbarkeit und seiner unvergleichlichen Schönheiten als die Perle.
aller deutschen Gaue. Der stattliche Strom ist von zahlreichen Schiffen
belebt. Üppige Getreidefelder wogen in dem Tal. Reiche Obstgärten
breiten sich dazwischen aus. Aus dem Grün der Obstbäume leuchten
prächtige Schlösser und reizende Landhäuser hervor. Wohlgepslegte
Weinberge bedecken die Abhänge. An dem Ufer des majestätischen
Stromes reiht sich Dorf an Dorf, Stadt an Stadt, so daß es aus
der Ferne aussieht, als ziehe sich yon Mainz bis Rüdesheim eine
einzige Stadt an dem Strome hin.
2. Das Durchbruchstal von Bingen bis Koblenz. Bei Bingen
wendet sich der Rhein in einem scharfen Knie nach Nordwesten und
durchbricht nun das Rheinische Schiefergebirge. Im Laufe der Jahr-
tausende hat er sich eine tiefe Rinne in das Gebirge gesägt. Da er
sich dabei stets das weichste Gestein ausgesucht hat, so ist sein Lauf
reich an Krümmungen. An verschiedenen Stellen ist die Arbeit des
Durchsägens noch nicht vollendet. Da durchsetzen dann mächtige Klippen
das Flußbett, die die Schiffahrt gefährden. Bei Bingen lassen sie nur
eine schmale Fahrstraße frei; es mußten hier zur Beseitigung der Ge-
fahren für die Schiffe umfangreiche Felssprengungen vorgenommen
werden. Eine andere gefährliche Stelle für die Schiffe weiter abwärts
ist der Loreleifelsen, der 132 m hoch aus den Fluten des Rheins auf-
steigt (Heine, „Die Lorelei"). Der Strom ist gezwungen, ihn in einem
scharfen Bogen zu umgehen.
Das Durchbruchstal des Rheines ist sehr eng. Die Berge treten
oft so dicht an den Fluß heran, daß kaum Raum für die Straßeu und
die Eisenbahnen bleibt. Stellenweise mußte man die Eisenbahn in
Tunnel durch die Felsvorsprünge führen. Die schroffen Abhänge der
Berge sind meistens mit Weinbergen bedeckt. Stolze Burgen und
altersgraue Ruiuen schauen von ihren Gipfeln herab. An dem Ufer
breiten sich malerisch gelegene altertümliche Städte und Dörfer aus.
Die bedeutendsten sind Lorch, Kaub, Bacharach, St. Goar und