Full text: Das Deutsche Reich, Kulturgeographie, Allgemeine Erdkunde (Teil 3)

— 40 - 
ist das Hauptweinland unseres Vaterlandes. Bodenbeschaffenheit und 
Klima bieten hier dem Weinbau äußerst günstige Verhältnisse. Die steile 
Taunuswand ist nach Süden geneigt, so daß die Reben stark von der 
Sonne angeglüht werden. Dazu kommt, daß der schwarze Schieferboden 
die Sonnenstrahlen gierig aufsaugt und die Wärme später wieder ausstrahlt. 
Sogar die von dem Flußspiegel zurückgeworfenen Sonnenstrahlen tragen 
zur Erwärmung der Trauben bei, so daß diese „dreifach angeglüht" zur 
Reife gelangen. So wirken hier verschiedene Umstände zusammen, um 
einen Wein zu erzeugen, der zu den besten der Welt zählt. Die edelsten 
Weine wachsen bei Rüdesheim, Johannisberg, Rauental, Geisenheim 
und Erbach. 
b) Schönheit des Rheingaus. Der Rheingau gilt wegen seiner 
Fruchtbarkeit und seiner unvergleichlichen Schönheiten als die Perle. 
aller deutschen Gaue. Der stattliche Strom ist von zahlreichen Schiffen 
belebt. Üppige Getreidefelder wogen in dem Tal. Reiche Obstgärten 
breiten sich dazwischen aus. Aus dem Grün der Obstbäume leuchten 
prächtige Schlösser und reizende Landhäuser hervor. Wohlgepslegte 
Weinberge bedecken die Abhänge. An dem Ufer des majestätischen 
Stromes reiht sich Dorf an Dorf, Stadt an Stadt, so daß es aus 
der Ferne aussieht, als ziehe sich yon Mainz bis Rüdesheim eine 
einzige Stadt an dem Strome hin. 
2. Das Durchbruchstal von Bingen bis Koblenz. Bei Bingen 
wendet sich der Rhein in einem scharfen Knie nach Nordwesten und 
durchbricht nun das Rheinische Schiefergebirge. Im Laufe der Jahr- 
tausende hat er sich eine tiefe Rinne in das Gebirge gesägt. Da er 
sich dabei stets das weichste Gestein ausgesucht hat, so ist sein Lauf 
reich an Krümmungen. An verschiedenen Stellen ist die Arbeit des 
Durchsägens noch nicht vollendet. Da durchsetzen dann mächtige Klippen 
das Flußbett, die die Schiffahrt gefährden. Bei Bingen lassen sie nur 
eine schmale Fahrstraße frei; es mußten hier zur Beseitigung der Ge- 
fahren für die Schiffe umfangreiche Felssprengungen vorgenommen 
werden. Eine andere gefährliche Stelle für die Schiffe weiter abwärts 
ist der Loreleifelsen, der 132 m hoch aus den Fluten des Rheins auf- 
steigt (Heine, „Die Lorelei"). Der Strom ist gezwungen, ihn in einem 
scharfen Bogen zu umgehen. 
Das Durchbruchstal des Rheines ist sehr eng. Die Berge treten 
oft so dicht an den Fluß heran, daß kaum Raum für die Straßeu und 
die Eisenbahnen bleibt. Stellenweise mußte man die Eisenbahn in 
Tunnel durch die Felsvorsprünge führen. Die schroffen Abhänge der 
Berge sind meistens mit Weinbergen bedeckt. Stolze Burgen und 
altersgraue Ruiuen schauen von ihren Gipfeln herab. An dem Ufer 
breiten sich malerisch gelegene altertümliche Städte und Dörfer aus. 
Die bedeutendsten sind Lorch, Kaub, Bacharach, St. Goar und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.