Full text: Heimatkunde von Schleswig-Holstein (Schleswig-Holstein)

§ 13. Nordfriesland. 47 
verstärkt, daß die Bewohner der größeren Inseln sich auch in stürmischen Nächten ohne 
Sorge schlafen legen. 
Oie kleinen Halligen werden aber bei jeder höheren Klüt überschwemmt. Oer 
Halligbewohner hat sein Haus auf einem aufgeworfenen Erdhügel, der Werft, auf- 
gebaut. Dahin führt er seine Schafherde, wenn der blanke Hans droht. Das niedrige 
Haus vermag dem Sturm zu widerstehen,- denn seine Eckpfosten sind tief in das 
Erdreich getrieben, wenn aber das Meer die werft zerreißt, dann schwankt der 
Lau. Oie Bewohner flüchten vor dem eindringenden Wasser auf den Boden und 
erwarten mit Zagen, was das Geschick über sie bestimmt hat. Jeder Augenblick kann 
das Ende in der salzigen Klüt herbeiführen. 
Oie letzte schwere Klüt war im Jahre 1825. Als nach der Sturmnacht der Morgen 
tagte, trieben auf den wellen die Trümmer der Gebäude, ertrunkene Menschen und 
5lbb. 23. Die Hallig Nordstrandischmoor. >phot. Glückstadi & Münden, Hamburg.) 
Eiere; ja selbst die Toten waren von der unbarmherzigen Zlut in ihrer Ruhe gestört 
worden,- die Kirchhöfe waren von den lvogen aufgewühlt und die Särge hinweg- 
gespült worden. 
Trotz aller Not liebt der Halligbewohner seine Heimat. Gewöhnlich durchkreuzt 
er als Seemann fremde NIeere; er sieht schöne Länder, kennt die großen Städte, und 
in einem arbeitsreichen Leben erspart er sich oft soviel, daß er sich in einem schönen 
Hause der Stadt zur Nuhe setzen könnte,- aber unlösbare Bande verknüpfen ihn mit der 
Heimat,- er kehrt wieder heim nach der Hallig. (Gedicht von Allmers: Oer Hallig- 
matrose".) 
Oie schleswigsche Westküste ist gefährlich für den Seemann. Nicht ohne Grund 
nennt er die Nordsee die Nlordsee. In früheren Zeiten haben oft böse Elemente unter 
den Inselbewohnern das traurige Schicksal der Schiffbrüchigen verschuldet, indem sie 
den Schiffern in der Nacht irreführende Lichter zeigten. Oie Habsucht trieb zu solchem 
Werk,- denn die Güter, die von den Schiffen an den Strand trieben, gehörten den 
Kindern. In den Kirchen betete man: „Gott segne den Strand!" ohne zu bedenken,
	        
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