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§ 3. Der Tag.
Die Zeit, innerhalb deren die Gestirne, insbesondere die
Sonne, ihre scheinbare Bewegung um die Erde vollendet haben,
nennt man Tag; er wird eingeteilt in 24 Stunden mit je 60Mi¬
nuten und je 60 Sekunden (im engeren Sinne nennt man Tag,
im Gegensatz gegen die Nacht, den Teil des Tages, an dem die
Sonne an nnserm Himmel steht).
Die Gestirne beschreiben somit einen Kreis; nach ihrem Auf-
gange im O. erheben sie sich über uns, bis sie den höchsten Punkt,
also die Hälfte des uns sichtbaren Bogens, erreicht haben, und
senken sich dann wieder nach Westen zu, bis sie dort für uns der-
schwinden, (untergehen), um dann unterhalb unseres Gesichtskreises
dieselbe Bewegung fortzusetzen. Der Bogen, den die Sonne über
uns beschreibt, heißt der Tagbogen, der, den sie unter uns be-
schreibt, Nacht bogen, der höchste Punkt des ersteru Mittags-,
der des letztern Mitternachtspunkt; 12 Uhr Mittag bedeutet
also die Hälfte des Tag-, 12 Uhr Mitternacht die des Nachtbogens.
Wenn die Sonne um 5 Uhr aufgeht, wann geht sie also unter?
Wann geht die Sonne an den Tagen der Tag- und Nachtgleiche
auf und unter?
* Da die Himmelskörper so sehr verschieden grofs sind,
auch voneinander ganz bedeutend abstehen, so läfst sich gar
nicht annehmen, dafs sie alle sich in derselben Zeit um die so
viel kleinere Erde bewegen sollten. Die Bewegung, welche sie
in täglich 24 Stunden einmal um die Erde vollenden, ist viel¬
mehr keine wirkliche, sondern nur eine scheinbare. Wie bei
einer Eisenbahnfahrt das Vorbeifliegen der ausserhalb des Zuges
befindlichen Gegenstände ein scheinbares ist, ebenso die Um¬
drehung der Gestirne um unsere Erde im Weltall. Die Erde
dreht sich innerhalb 24 Stunden um sich selbst in
der Richtung von W. nach 0.
Wir bemerken nichts von solcher Bewegung, weil alle
Gegenstände der Erde, Bäume, Häuser, die Lufthülle, sich mit
ihr bewegen.
Da die Erde sich von W. nach 0. um sich selbst dreht,
so müssen innerhalb 24 Stunden alle 360 Längenkreise nach¬
einander von der Sonne beschienen werden. Während die auf
demselben Längenkreise Wohnenden zu gleicher Zeit Mittag
haben (die Längenkreise heifsen daher auch Mittagslinien
oder Meridiane), mufs auf jedem östlich gelegenen Meridiane
die Mittagszeit eher eintreten (das bringt auf 180° 12 Stunden,
12
also auf 1° — 1/1 g Stdn. — 4 Minuten); daher das Vor-
und Nachgehen der Uhren in den ö. und w. von uns gelegenen