— 136 —
bar. Viele der Flüsse haben hier kein eigentliches Bett. Auch
selbst der von den Australalpen reich mit Wasser gespeiste Murray
(morre) trägt in einzelnen Teilen seines Laufes diese Kennzeichen
der australischen Flußentwickelung, ist aber in der Hauptsache
das ganze Jahr hindurch für den Verkehr von Bedeutung. Er
wird von Dampfern mit geringerem Tiefgange befahren. Sein
Lauf kommt etwa dem der Oder gleich. Er mündet in den Austrat-
Golf. Sein ihn der Länge nach übertreffender rechter Nebenfluß,
der Darling, welcher feine Wassermengen von den nordwärts
gelegenen östlichen Randerhebungen empfängt, dient schon wieder
weniger dem Schiffsverkehr, weil er schon mehr die Natur der
übrigen australischen Wasseradern zeigt. Die ostwärts in das
Meer sich ergießenden Küstenflüsse sind auch ein gutes Stück von
der Mündung aufwärts schiffbar. Die Flußläufe der westlichen
Hochfläche aber, welche zuletzt teils im Sande versiegen, teils in
Sümpfe und flache Salzseen münden, die zur Zeit der Trockenheit
auch wiederum ganz austrocknen, sind für die Schiffahrt un-
brauchbar. Nur dem Mündungsgebiete des Schwanenflufses
— im Westen — ist in dieser Richtung noch einige Bedeutung
beizumessen. Aber wieviel herrliches Weideland kann in den
weiten Gebieten des Innern und besonders Westaustraliens noch
geschaffen werden, wenn die besagten schwerwiegenden Hindernisse
der Bewässerung durch weitere Bohrungen und künstliche Wasser-
anlagen beseitigt würden. Freilich, die Kosten sind groß, die Erfolge
aber wohl größer. — Unter den stehenden Gewässern, welche wir
schon kurz kennzeichneten, sind der Gairdner-, Torrens- und Eyre-
See (siehe oben!) die bedeutsamsten Erscheinungen. In ihrem
Bereiche scheint vor nicht allzulanger Zeit noch ein Meeresarm
geflutet zu haben. Auch auf der westlichen Hochfläche liegen zahl-
reiche salzige Wasserlachen (Sümpfe und Seen) verstreut.
Den Bodenformen und eigenartigen klimatischen Verhält-
nissen hat sich auch die seltsame Pflanzenwelt angepaßt. Die
Steppen und Wüsten der westlichen Hochfläche sind teils mit
schilfartigem Stachelschweingras, teils mit halbverdorrtem,
dornigem und zugleich dickichtartigem Gesträuch (Scrub) bedeckt.
Teilweise sind die Bodenflächen auch völlig pflanzenleer, reine
Sand- oder Felswüsten. Wieder andere Teile sind mit kürzerem
— wenn auch nicht gerade saftigem —Grase bestanden und eignen sich
dann zu Weideplätzen. Und wo mehr Befeuchtung gegeben ist, wie
in der Nähe von Wasserläufen, auch im Bereiche von Erhebungen
und deren Abhängen, so u. a. auch in den Mac Donnellbergen
n. a. Gegenden (siehe oben!), da finden sich lichte Wälder, in denen die
Bäume zerstreut, mehr parkartig auftreten, so daß der oft mit
üppigem Grase bedeckte Untergrund der Wälder noch die Vieh-