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Einleitung.
vorbringen, die darum der Viehzucht dienen. Die Thäler sind indes
meist sehr fruchtbar, da der poröse, durchlässige Boden der Höhen
sie mit reichem Quellwasser ausgiebig versorgt. Gewerbliche Be¬
deutung haben aufser dem Solnhofener Kalkstein namentlich die
Eisenerzlagerungen, die in Lothringen hohe Bedeutung gewonnen
haben, aber auch am Nordfufse des schwäbischen Juras und im nörd¬
lichen Wesergebirge für die Industrie wertvoll geworden sind. Als
jüngste Bildung dieser Zeit sei endlich die K?eideformation erwähnt,
ein Werk des Kreidemeeres. Die grofsen quaderförmigen Felsen des
Elbsandsteingebirges und die Kreidefelsen Rügens sind ihr Werk.
Das letzte Zeitalter, welches heute noch andauert, ist das käno-
zoische (neuzeitliche) mit der Braunkohlenformation, dem älteren und
jüngeren Schwemmlande. Das Material zur Bildung der Braunkohlen
haben die Coniferen, Palmen, Laubhölzer und Torfmoore dieses Zeit¬
abschnittes geliefert. Braunkohle, Steinkohle, Anthracit und endlich
Graphit, das ist die Reihenfolge in der Entstehung bei jenem lang¬
samen Verkohlungsprozesse. Die Braunkohlenläger, die fast nur im
Norden Deutschlands vorkommen, sind überall vom älteren Schwemm¬
lande bedeckt. Zu diesem Schwemmlande (diluvium) gehören zwei
grofse Gebiete und ein kleineres: die grofse norddeutsche Tiefebene,
die ausgedehnte oberdeutsche Hochebene und das kleinere Gebiet
der oberrheinischen Tiefebene. Wie ist aber jenes ungeheure Schwemm¬
land entstanden? Jahrtausende hindurch hat das alle diese Gebiete
bedeckende Meer durch seine sandigen, kalkigen und thonigen Ab¬
lagerungen seine gleichmachende (nivellierende) Kraft ausgeübt. Un¬
geheure Schichten von 100 — 200 m Mächtigkeit wurden von ihm
abgelagert und auf die Thäler und Höhen versenkt, die Gebilde der
Trias und Dyas, aber besonders auch die der Braunkohlenzeit ein¬
hüllend und vergrabend. Merkwürdig ist es, dafs sich nur unter dem
Schwemmlande des Nordens heute noch Braunkohlen vorfinden, wäh¬
rend sie in den andern Gebieten wieder ausgelaugt zu sein scheinen.
Die jüngeren Schwemmschichten (alluvium) arbeiten in ähnlicher
Weise noch heute fort und fort. Die Bildung der unfruchtbaren
Dünen und der fetten Marschen, das Nivellieren des Meeresbodens, der
nach neueren Lotungen fast eben genànnt werden mufs, ist ihr Werk.
Alle genannten Formationen schliefsen in ihre Gesteinsmassen,
gewissermafsen als Denkmünzen längst vergangener Zeiten, denen sie
ihre Entstehung verdanken, die Reste der jeweiligen Tier- und Pflanzen¬
welt ein. Nach der gröfseren oder geringeren Verwandtschaft dieser
Einschlüsse vereinigt man mehrere dieser Formationen zu Gruppen,
so dafs man, übersichtlich geordnet, folgende Gliederung erhält:
f Granit, Gneis und Glimmer,
A. Das Urgebirge oder die archäische J Syenit, Porphyr, Basalt und
Formation j Trachyt. Graphit, Silber
{ und Zinn.