I. Das rheinisch-westfälische Schiefergebirge.
15
Alle diese Einrichtungen zusammen mit den ungeheuren Stiftungen,
die Krupp den Kassen seiner Arbeiter und anderen Zwecken ver¬
macht, bezeugen, dafs er nicht nur Fabrikherr, sondern auch ein
Vater seiner Untergebenen ist und dafs es jedem fürwahr leicht sein
mufs, den von Alfred Krupp im Februar des Jahres 1873 geäufserten
Wunsch zu erfüllen: „Möge in unserm Verbände jeder vom Höchsten
zum Niedrigsten mit gleicher Überzeugung sein häusliches Glück dank¬
bar und bescheiden zu begründen und zu befestigen streben, dann
ist mein höchster Wunsch erfüllt."
Der Steinkohlenbergbau an der Ruhr.
Die Steinkohle ist das Produkt einer aufserordentlich üppigen
Pflanzenwelt, die viele Jahrtausende zu ihrer Bildung, ihrer Verwesung
und Verkohlung gebraucht hat. Die Pflanzenstruktur ist durch den
ungeheuren Druck der darauflagernden Gesteinsmassen fast gänzlich ver¬
schwunden. Hier und da findet man in den Kohlenbergwerken eine
Pflanze, seltener ein Tier in versteinertem Zustande, Fossilien, die
dann einen Schlufs auf das Alter der Kohle ermöglichen.
Von grofser Bedeutung ist die Kohle in den letzten Jahrzehn¬
ten geworden. Sie dient nicht nur als Heizmaterial in Haushaltungen
und gewerblichen Anlagen, sondern auch zur Leuchtgasbereitung und
zur Herstellung des Coaks.
Man zählt in Deutschland 5 Hauptbezirke für die Steinkohlen¬
gewinnung: i. das westfälische oder Ruhr-Becken, 2. das Becken der
Wurm und Inde bei Aachen, 3. das Saarbecken, 4. das ober- und
niederschlesische Becken und 5. das sächsische Becken bei Plauen
und Zwickau. Die gröiste Förderung von allen hat aber das Ruhr¬
kohlengebiet aufzuweisen, welches auf der ganzen Welt nur hinter
dem englischen Becken von Durham und dem von Pensylvanien
zurücksteht. Es erstreckt sich in einem langen Viereck zwischen den
Städten Recklinghausen, Unna-Camen, Barmen und Duisburg. Ver¬
schiedene Flöze reichen sogar bis zum Niederrhein, ja selbst noch
unter ihm hinweg (Zeche Rheinpreufsen bei Homberg). Über die
Gröfse der noch vorhandenen Kohlenvorräte gehen die ermittelten
Ergebnisse sehr auseinander, jedoch ist sicher, dafs das Ruhrbecken
in tausend Jahren noch nicht erschöpft sein wird. Im Durchschnitt
werden auf etwa 250 Kohlengruben 150000 Bergleute beschäftigt,
die jährlich rund 34 Millionen Tonnen Kohlen bergen.
Das Vorkommen der Kohlen in Westfalen ist nicht immer gleich.
In dem südlichen Teile des Beckens tritt sie mehr an die Erdober¬
fläche heran, während sie nach Norden hin ein „Einfallen" hat,
wie der Bergmann sagt. Dieses ist so zu verstehen, dafs die einzel¬
nen Kohlenschichten, je mehr sie nach Norden liegen, mehr und
mehr sich von der Oberfläche trennen und in die Tiefe zurückgehen.
Eine Erklärung hierfür giebt die Geologie: Über das ehemalige