Full text: Kurze Geschichte von Hessen

— 39 — 
stattete sie mit Einkünften aus. Der Waisenversorgung, namentlich 
der Verwaltung von deren Vermögen, widmete er seine besondere 
Aufmerksamkeit. Die Armen unterstützte er reichlich. Die Verwaltung 
des Landes besorgte er mit wenigen Beamten selbst und gönnte sich, 
um die nöthige Zeit zu gewinnen, täglich nur 7 Stunden Schlafes. 
d) Georg war zweimal verheirathet, zuerst mit der Gräfin 
Magdalene von Lippe die ihm schon im 35. Lebensjahre durch 
den Tod entrissen wurde und dann mit der Herzogin Eleonore 
von Württemberg. Mit gleicher Gewissenhaftigkeit wie die Ver¬ 
waltung seines Landes, leitete er die Erziehung seiner Kinder. Er 
überwachte deren Schularbeiten und wohnte deren Prüfungen an. 
Dieselben mußten die Bibel mehrmals durchlesen, auch erzählt man, 
daß er einem seiner Söhne den lutherischen Katechismus mit Ruthen 
habe „einstreichen" lassen. 
e) Die Nachricht, daß ihm ein Regierungsnachfolger geboren 
sei, wurde ihm überbracht, als er gerade von der Jagd zurückkehrte. 
Zum Andenken an diese frohe Botschaft pflanzte er, wie erzählt 
wird, das frische Eichenreis, womit er seinen Hut geschmückt hatte, 
in seinen Lustgarten. Mehr als 100 Jahre stand dieser Baum 
und ein Zweig desselben soll noch heute als kräftiger Baum auf 
dem Schloßwall fortgrünen. Oeftere Schlaganfälle und eine mit 
den Jahren zunehmende Reizbarkeit verkürzten sein Leben. Er 
starb, nachdem er durch ein treffliches Testament sein Haus wohl¬ 
bestellt hatte, 1596, erst 49 Jahre alt. 
Nach dem Tode seines Bruders Philipp von Rheinfels hatte Georg 
ererbt die Aemter Schotten, Stornfels, Homburg v. d. H. und einen Theil 
des Amtes Braubach. 
Es sei hier auch des „Frankensteiner Eselslehens" aus jener 
Zeit Erwähnung gethan: Die Stadt Darmstadt entrichtete an die 
Herren von Frankenstein jährlich 12 Malter Korn; dafür hatten diese 
die Verpflichtung bei Aufforderung einen Boten mit einem Esel nach Darm¬ 
stadt zu senden, aus welchem die Frau, welche ihren Mann geschlagen, 
durch die Stadt reiten mußte. Hatte die Frau ihren Mann hinterlistig über¬ 
fallen, so führte der Bote den Esel, war aber der Mann im Streite unter¬ 
legen, so mußte er den Esel selber durch die Stadt geleiten. 
2. Ludwig V., der Getreue. (1596—1626.) 
a) Bei einer so sorgfältigen und gewissenhaften Erziehung, 
wie sie Ludwig V. zu Theil geworden war, ist es kaum zu ver¬ 
wundern, wenn er in allen Stücken in die Fußstapfen seines vor¬ 
trefflichen Vaters trat. Ludwig war nicht nur ein gründlicher 
Gelehrter, sondern auch ein weiser und milder Regent, dessen vor¬ 
trefflicher Charakter so allgemein anerkannt war, daß ihm mehrfach 
die Ehre zu Theil wurde von streitigen Fürsten als Schiedsrichter 
angerufen zu werden. Den Beinamen „der Getreue" erhielt er
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.