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stattete sie mit Einkünften aus. Der Waisenversorgung, namentlich
der Verwaltung von deren Vermögen, widmete er seine besondere
Aufmerksamkeit. Die Armen unterstützte er reichlich. Die Verwaltung
des Landes besorgte er mit wenigen Beamten selbst und gönnte sich,
um die nöthige Zeit zu gewinnen, täglich nur 7 Stunden Schlafes.
d) Georg war zweimal verheirathet, zuerst mit der Gräfin
Magdalene von Lippe die ihm schon im 35. Lebensjahre durch
den Tod entrissen wurde und dann mit der Herzogin Eleonore
von Württemberg. Mit gleicher Gewissenhaftigkeit wie die Ver¬
waltung seines Landes, leitete er die Erziehung seiner Kinder. Er
überwachte deren Schularbeiten und wohnte deren Prüfungen an.
Dieselben mußten die Bibel mehrmals durchlesen, auch erzählt man,
daß er einem seiner Söhne den lutherischen Katechismus mit Ruthen
habe „einstreichen" lassen.
e) Die Nachricht, daß ihm ein Regierungsnachfolger geboren
sei, wurde ihm überbracht, als er gerade von der Jagd zurückkehrte.
Zum Andenken an diese frohe Botschaft pflanzte er, wie erzählt
wird, das frische Eichenreis, womit er seinen Hut geschmückt hatte,
in seinen Lustgarten. Mehr als 100 Jahre stand dieser Baum
und ein Zweig desselben soll noch heute als kräftiger Baum auf
dem Schloßwall fortgrünen. Oeftere Schlaganfälle und eine mit
den Jahren zunehmende Reizbarkeit verkürzten sein Leben. Er
starb, nachdem er durch ein treffliches Testament sein Haus wohl¬
bestellt hatte, 1596, erst 49 Jahre alt.
Nach dem Tode seines Bruders Philipp von Rheinfels hatte Georg
ererbt die Aemter Schotten, Stornfels, Homburg v. d. H. und einen Theil
des Amtes Braubach.
Es sei hier auch des „Frankensteiner Eselslehens" aus jener
Zeit Erwähnung gethan: Die Stadt Darmstadt entrichtete an die
Herren von Frankenstein jährlich 12 Malter Korn; dafür hatten diese
die Verpflichtung bei Aufforderung einen Boten mit einem Esel nach Darm¬
stadt zu senden, aus welchem die Frau, welche ihren Mann geschlagen,
durch die Stadt reiten mußte. Hatte die Frau ihren Mann hinterlistig über¬
fallen, so führte der Bote den Esel, war aber der Mann im Streite unter¬
legen, so mußte er den Esel selber durch die Stadt geleiten.
2. Ludwig V., der Getreue. (1596—1626.)
a) Bei einer so sorgfältigen und gewissenhaften Erziehung,
wie sie Ludwig V. zu Theil geworden war, ist es kaum zu ver¬
wundern, wenn er in allen Stücken in die Fußstapfen seines vor¬
trefflichen Vaters trat. Ludwig war nicht nur ein gründlicher
Gelehrter, sondern auch ein weiser und milder Regent, dessen vor¬
trefflicher Charakter so allgemein anerkannt war, daß ihm mehrfach
die Ehre zu Theil wurde von streitigen Fürsten als Schiedsrichter
angerufen zu werden. Den Beinamen „der Getreue" erhielt er