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Baume sitzend ganz in die Betrachtung und erreichte die vollkom¬
mene Erkenntniß; er wurde dadurch Buddha oder der Erleuchtete,
Er suchte seine fünf Schüler wieder auf, und als er ihnen verkün¬
digte, daß er die Würde eines Buddha erlangt habe, nahmen sie
seine Lehre an und blieben treue Anhänger seines Gesetzes. Er
sandte nun Schüler aus, um das Gesetz zu verbreiten. Er selbst
durchwanderte von dieser Zeit an die nächsten 19 Jahre die Län¬
der des mittleren und östlichen Indiens, seiner Lehre durch seine
Predigten, durch den Eindruck seiner einnehmenden Persönlichkeit
und seiner Tugenden und durch Wunder stets zahlreichere Schüler
gewinnend. Das Predigen war ein vor ihm nie angewendetes Mit¬
tel der Belehrung. Dadurch wurden dem ganzen Volke die Wahr¬
heiten zugänglich gemacht, deren Besitz bis dahin das Privilegium
der Brahmanen gewesen war. Bei einem so wundcrgläubigen Volke,
wie den alten Indern, welche meinten, daß man sich durch Buße
übermenschliche Kräfte erwerben könne, mußte der Glaube an seine
Wunderthaten leicht Eingang finden. Auf seinen Wanderungen
wurde er von vielen Anhängern begleitet, andere lebten als Ein¬
siedler in den Wäldern, der Betrachtung sich widmend. Während
der vier Monate der Regenzeit konnten die Bhixu, die Bettler, wie
seine Anhänger im Allgemeinen genannt wurden, sich in Wohnun¬
gen zurückziehen, um über Gegenstände der Lehre nachzudenken;
nach Verlauf der Regenzeit mußten sie wieder zusammen kommen;
sie bildeten dann eine heilige Versammlung und besprachen sich über
die Ergebnisse ihres Nachdenkens während der Zeit der Ruhe.
Buddha wurde bei seinem Unternehmen von mehreren unter den
gleichzeitigen Königen vielfach unterstützt, und die Verbreitung sei¬
ner Lehre hatte einen großen Erfolg. Nach seinem Tode wurde
sein Leichnam mit großen Ehren verbrannt, und die Asche in eine
goldene Urne gelegt. Ueber die Reliquien Buddha's entstand ein
Streit, und dieser wurde dadurch beigelegt, daß sie in acht Theile
getheilt und zu deren Aufbewahrung in acht Städten Stupa's, kup¬
pelförmige steinerne Gebäude, erbaut wurden.
Nach der Beendigung der Todtenfeier hielten 500 Anhänger
^akjamuni's sieben Monate lang eine Versammlung und stellten die
heiligen Schriften der Buddhisten zusammen. Sie umfassen drei
Sammlungen; in der ersten sind die Aussprüche und Reden ^akja-
muni's, in der zweiten die Disciplin, in der dritten die Dogmatik
und Philosophie enthalten. Eine zweite buddhistische Synode wurde
später gehalten, um die Mißbräuche in der Disciplin, welche ein¬
gerissen waren, abzustellen.
Rüch Indien Die von den Griechen erzählten Züge des Dionysos und He-
men/sröde- rakles nach Indien, sind Fabeln. Auch der angebliche Zug des
rungszüge. Sesostris nach Indien ist bis jetzt durch kein ägyptisches Denkmal
bestätigt worden. Dagegen muß den Feldzügen des Ninns nach
Baktrien und der Semiramis nach Indien eine historische Wahrheit
zugestanden werden, da man in den Ueberresten eines assyrischen
Gebäudes bei Birs Nimrod in der Nähe von Mosul Basreliefs ge¬
funden hat, auf welchen Gefangene mit dem baktrischen Kameel,
dem Elephanten und dem Rhinoceros dem Könige vorgeführt werden.