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peinliche Erfahrung gemacht, wie wenig ich doch meine Heimat wirk-
lich kenne.
So bin ich zu dem Satze gekommen, den ich als Leitwort an ®tt^2aftc
die Spitze dieser Ausführungen gesetzt habe, und den wohl jeder als
selbstverständlich, man möchte sagen, als Binsenwahrheit bezeichnen
wird: „Der Lehrer der Heimatkunde muß der beste Kenner der
Heimat sein!"
In diesem schlichten Satze steckt aber doch wohl mehr, als man
zuerst glauben mag.
Die Erfüllung seiner Forderung setzt eine gewaltige Summe
von andauernder eigener Beobachtung, von gründlichem, umfassendem,
an Ort und Stelle erworbenem und fortlaufend verbessertem Wissen
und von tüchtigem Können voraus, eine Arbeit, die derjenige
begreift, der sie tut.
Nur der Lehrer kann in der Heimatkunde recht und
am besten unterrichten, der sich Jahre hindurch eingehend
damit beschäftigt hat und dem dabei die nötigen Hilss-
mittel zur Verfügung stehen.
Berichte über heimatkundliche Spaziergänge. ,
Um die heimatkundlichen Spaziergänge ertragreicher zu machen,
fing ich vor einigen Jahren an, mir nach jedem Ausgange aufzu-
schreiben, was ich gezeigt und gesehen hatte, zunächst nur kurz in
Stichworten, um einen ungefähren Anhalt zu haben, wie ich etwa
im folgenden Jahre denselben Weg ausnützen könnte.
Dabei kam es mir wieder, wie schon vorher bei den Spazier-
gängen selbst, zum Bewußtsein, wie zahlreich und wertvoll die
Unterrichtsgelegenheiten waren, die uns jeder Beobachtungsgang bot:
erdkundliche, naturwissenschaftliche, erdgeschichtliche, geschichtliche, volks-
kundliche, volkswirtschaftliche, bürgerkundliche Stoffe: alles bunt durch-
einander, aber stets anregend, lehrreich und für den übrigen Unter-
richt in der Schule wertvoll.
Ferner fiel mir bei diesen Aufzeichnungen von neuem auf, daß
man bestimmte Ausgänge am zweckmäßigsten zu gewissen Zeiten im
Jahre macht, z. B. den am rechten Aa-User aufwärts bis zur Mühle
von Schachtsiek in Diebrock am besten etwa im März. Denn dann
trifft man dort in großer Menge blühende Haselnuß mit den roten
weiblichen Blüten; serner sieht man dann dort am besten die Spuren
des Hochwassers an den Ufern und Bäumen, am Gebüsch der Ufer
und auf den Wiesen; außerdem darf man dann noch mit den Schülern