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gestecht. Einen wichtigen Einfuhrartikel bilden die Kohlen, denn
Italien ist arm daran. — Deutschland bezieht aus Italien in erster
Linie Seide, Apfelsinen, Mandeln und Wein und liefert dafür Eisen,
Eisenwaren und Maschinen und Gold- und Silberwaren.
V. Die Menge der Produkte ermöglicht eine vielseitige In-
dustrie.
1. Da in Italien der Maulbeerbaum gedeiht, so beschäftigen sich
viele Bewohner Italiens mit der Gewinnung der Seide und deren
Verarbeitung. Sie pflegen zunächst die Raupe des Seidenspinners*)
solange, bis sie sich eingepuppt hat. Es dauert dies sechs bis sieben
Wochen lang. Dann erst beginnt nämlich die Raupe aus dem Spinn-
fafte, der sich in ihrem Körper angesammelt hat, einen feinen, hellen
Faden zu formen und aus diesem Faden nicht ein Netz wie die Spinne,
sondern einen länglich-runden Ball von halber Fingerlänge und gelblich-
weißer Farbe um sich herum zu spinnen. Dieser Ball heißt Cocon.
In ihm ruht die Raupe wie in einem Sarge und harrt ihrer Auf-
erstehung als Schmetterling. Aber nur wenigen Puppeu gestatten die
Menschen die 14 Tage, die nötig sind, um den Schmetterling entstehen
zu lassen. Die meisten Cocons bringen die Seidenraupenzüchter in heiße
Öfen und töten dadurch das in den Puppen bestudliche Leben. Ist das
geschehen, so wickelt man den 300 Meter langen Faden ab, spinnt ihn
mit mehreren anderen zu einem stärkeren, färbt ihn und webt dann
daraus die schönsten Tücher, Bänder und Kleiderstoffe. (Räch Wagner.)
Die Gewinnung und Verarbeitung der Seide ist besonders in der Po-
tiesebene zu Hause, so z. B. in den Städten Mailand (Wichtigste
Industriestadt Italiens!), Turin und Bologna.
2. Da man in Italien auch Reis bauen kann, so finden wir dort
auch Strohflechterei. Besonders in Blüte steht die Strohhutfabrikation.
Der Mittelpunkt dieses Erwerbszweiges ist Florenz, weil in der Um-
gegend von Florenz sich überall das Landvolk mit Strohflechten be-
schästigt.
3. Da Italien weiter reich ist an Marmor und feinem Ton, so
blüht im Lande auch die Herstellung von Kunstgegenständen.
Aus dem Marmor werden von geschickten Bildhauern Bildsäulen, kost-
bare Gedenktafeln, kunstvolle Grabdenkmäler und tausenderlei kleine
Marmorsachen gefertigt. Aus dem Ton stellt man zierliche Figuren,
Vasen oder Schalen her, die z. B. von Florenz aus in alle Erdteile
verschickt werden.
4. Endlich verarbeitet man auch die Korallen, die die Fischer müh-
sam aus den Fluten des Meeres ans Tageslicht bringen. (Vergl. S. 160.)
*) Lehmann, Zoologischer Atlas, Tafel 31. (Seidenspinner, Raupe und
Cocon darstellend.)
Tischendorf, Europa. 19. Stuft.
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