Full text: Die Länder Europas (Teil 4)

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Fernsprecher verbunden, so daß der Wanderer bei bedenklichem Wetter 
oder starker Erschöpfung durch den Fernsprecher um Hilfe bitten kann. 
Diese Einrichtung ist zu beiden Seiten des Passes allgemein bekannt und 
wird jedem Landfremden, der dieses Weges zieht, in den Tälern von 
Wallis und Piemont mitgeteilt. Wenn nun ein telephonischer Hilferuf 
kommt, so weiß man im Hospiz auch sofort, von welcher Schutzhütte aus 
die Hilfe erbeten wurde. Dann wird ein Mann und ein Hund aus- 
geschickt. Der Hund trägt ein Körbchen um den Hals, in dem Brot, 
Käse und Wein enthalten sind; er wittert schon auf 20 Minuten Ent¬ 
fernung den Menschen und läuft nun voraus mit seiner Labung. Diese 
Einrichtung erleichtert die sichere Hilfe und erspart den Insassen des 
Hospizes das oft unnötige planlose oder vergebliche Absuchen des Passes. 
Der St. Bernhards-Paß ist heute noch sehr stark besucht. Das Hospiz 
bewirtet jährlich 4—5000 Reisende, 5—6000 Pilger und etwa 15 000 
piemontesische Arbeiter, die in der Schweiz Arbeit suchen. Selbst im 
strengsten Winter kehren sechs bis acht Gäste täglich dort ein. Der Fern- 
spreche? als Rettungsmittel bewährt sich jährlich an vielen Menschen. 
2. Die Splügenstraße. Sie leitet aus dem Rheintale (Zeige!) 
in lang sich streckenden Windungen durch öde Täler und Felsenklüfte 
und zwischen hochaufragenden Berggipfeln hinauf zur Paßhöhe (2100 m), 
die zugleich die Grenze zwischen der Schweiz und Italien bildet. Dann 
führt sie in zahlreichen, schroff abfallenden Windungen hinab zum Comer 
See. (Bergt S. 35.) 
3. Die Brennerstraße. Sie führt aus dem Juntale (Innsbruck) 
ius Etfchtal (Verona) und galt schon im Mittelalter als bequemer Ver¬ 
bindungsweg zwischen Deutschland und Italien. Auf ihr zogen einst 
die deutschen Kaiser, z. B. Rotbart, nach Italien zur feierlichen Krönung 
oder zu blutigem Kampfe. (Italienische Städte!) Darum führte sie 
damals den Namen Kaiserstraße. Auf ihr brachten im Mittelalter die 
Kaufleute Venedigs die Waren Indiens nach den Ländern des Nordens. 
Jetzt ist die altberühmte Straße vereinsamt, denn seit ungefähr 40 Jahren 
führt eine Bahn über den Paß, welche Personen und Handelsgüter 
schneller, bequemer und sicherer befördert, als Postkutsche und Fracht- 
wagen es vermochten. In vier Stunden führt uns der Schnellzug von 
Innsbruck aus im Silltale aufwärts, über die Paßhöhe hinweg, im 
Eifacktale abwärts nach Bozen. Von Bozen aus leitet sie im Etsch- 
tale abwärts über Trient nach Verona, von Verona aus östlich zum 
Adriatischen Meere nach Venedig. — 
4. Die Bahn über den Semmering. Bestimme die Lage dieses 
Gebirgsstockes! (Ostalpen — südwestlich von Wien.) Diese Bahn ver- 
bindet das Donautal (Wien) mit dem Adriatischen Meere. (Triest.) 
Dort, wo die Bahnlinie den Semmering überschreitet, führt sie — ähn¬ 
lich wie die Gotthardbahn — bald auf gewaltigen Brücken über tiefe 
Talschluchten, bald durch lange Tunnel, bald über schmale Bergrücken, 
bald dicht unter jäh emporragenden Felswänden hin. Eine Bogen-
	        
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