Full text: Das Deutsche Reich (Bd. 1)

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Schwabe werde erst mit dem 40. Jahre klug; daher auch die Aus- 
drücke „Schwabenstreich" und „Schwabenalter." Man erzählt von 
den, sieben Schwaben, welche einen Löwen erlegen wollten und sich vor 
einer Schnecke fürchteten, u. a. Der gutmütige Schwabe hört das ruhig 
mit an, um dem Erzähler den Spaß nicht zu verderben. Es wäre 
ein großer Irrtum, wollte man solcherlei Schnurren und Späße für 
Ernst und Wahrheit halten. Die Schwaben haben vielmehr ein 
reicheGund tiefes Gemüt und einen scharfen Verstand. Sie sind in 
jeder Weise tüchtige Leute, und wo etwas Großes in unserem Vaterlande 
vollbracht wurde, da waren gewiß Schwaben dabei. „Gar manchen Mann, 
gar manchen Held gebar das Schwabenland." Schon in uralten Zeiten 
galten die Sueven id. i. die Freien) — aus diesem Wort entstanden die 
Namen Suave und Schwaben — als ein schlachtenkühnes Volk. Sie faßten 
ihr langes Schwert mit beiden Händen und schlugen so gewaltig drein, 
daß ihre Waffentaten unter dem Namen „Schwabenstreiche" bald 
allgemein bekannt wurden. Welche Deutung der schwäbische Dichter 
L. Uhland diesem Worte gibt, zeigt die Ballade „Schwäbische Kunde". 
Unter den hohenstaufischen oder schwäbischen Kaisern, welche von 1138 
bis 1254 regierten, erlebte Deutschland eine glanzvolle Zeit. Der be- 
rühmteste dieser Kaiser war Friedrich Barbarossa. Auch das mächtige 
Geschlecht der Hohenzollern entstammt dem Schwabenlande (vergl. 
oben S. 11). Die Schwaben zeichnen sich auch durch Sangeslust und 
eine besondere Neigung und Begabung für die Dichtkunst aus. Daher 
kommt es, daß es so viele schwäbische Dichter gibt. Von ihnen ver- 
dienen namentlich Schiller, Uhland, Schwab und Kerner genannt zu 
werden; wertvolle Poesien derselben enthält das Lesebuch. Sprich- 
wörtlich ist die Treue der Schwaben. „Schwabenherz, ein treues 
Herz!" sagt ein Spruch. Die schwäbische Treue wird in der Erzählung 
von den Weibern zu Weinsberg und in dem Gedicht „Der reichste 
Fürst" verherrlicht. (Nachweis.) 
5. Das Fichtelgebirge. Die Ostgrenze des Maingebietes bilden 
außer dem Fränkischen Jura das Fichtelgebirge und der Frankenwald. 
Das Fichtelgebirge ist ein viereckiges, mit mäßigen Erhöhungen 
angefülltes Hochland, das auf drei Seiten von Bergzügen eingeschlossen 
wird. Am höchsten ist der Rand im Südwesten, in dem sich auch 
die höchsten Berge des ganzen Gebirges, der Schneeberg (1060 in) 
und der Ochsen köpf (1030 m) befinden. 
Noch heute erzählen die Leute, daß die Heiden in dem grauen 
Altertume auf der höchsten Spitze des letztgenannten Berges einen 
Gott verehrt hätten, der die Gestalt eines Ochsenkopfes gehabt habe 
und in den Felsen gehauen gewesen sei. Von diesem Bilde findet man 
freilich keine Spur mehr, wenn man nicht allenfalls die schlechten Um- 
risse eines Ochsenkopfes dafür halten wollte, die gegen Süden in ein 
unerhebliches Felsenstück eingegraben sind, und die vermutlich ein 
Hirt aus Langeweile zur Erhaltung jener Sage eingemeißelt haben 
mochte. (A. Schöppner.) 
Von dem höchsten Gebirgsstock gehen von Norden und Süden 
je ein anderer Höhenzug aus, die von Südwesten nach Nordosten
	        
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