klein wie ein Zwerg. Oft schien es, als wenn Licht und Schatten 
einander böse wären und der eine den andern ärgern wollte; denn 
veränderte sich das Licht, so tat es auch der Schatten. Guckte die Sonne 
in unser Schulzimmer hinein, so war auch flugs der Schatten da. El¬ 
saß immer in den Ecken herum. Hinter der Wandtafel, hinterm Pult und 
Ofen waren feine Lieblingsplätze. Daraus konnte ihn die Sonne auch 
nie ganz vertreiben. Auch bei uns zu Hause war er immer. Manchmal 
hat er mich auch geärgert. Als ich einmal am Tische saß und schreiben 
wollte, schien mir die Sonne ins (Besicht. Ich setzte mich an die andre 
Seite, so daß ich sie im Rücken hatte. Aber da konnte ich noch viel 
schlechter schreiben; denn jetzt lag der Schatten auf dem Buche. 
Wenn das Licht durch die Scheiben fiel oder abends die Lampe 
brannte, wenn ich draußen bei Mondschein spielte oder über die Straße 
ging, sah ich stets, daß der Schatten immer da war, wohin das Licht 
nicht kommen konnte. Dnrch die Wandtafel, den Schrank, den Ofen, 
das Pult, das Haus, den Laternenpfahl können die Lichtstrahlen nicht 
hindurchscheinen. Man nennt diese Körper n n d n r ch s i ch t i g. Die 
meisten Körper sind undurchsichtig. Werden sie beschienen, so haben 
die nicht beleuchteten Seiten Schatten. 
Wir Menschen haben anch einen Schatten. Gar spaßig war es, 
als wir neulich erst beim Mondschein von nnserm Spaziergang heim 
kehrten. Immer lief der Schatten neben oder vor uns her. Noch 
drolliger war es in der Stadt bei den brennenden Laternen. War 
eine Laterne vor uns, hatten wir einen langen Schatten hinter uns. 
Je näher wir kamen, desto kürzer wurde er und desto mehr kam er nach 
Abb. 9. Der Schatten.
	        
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