Full text: Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt

Gewässer. 143 
4. Rügen. 
Rügen, nach dem Volksstamme der Rugier benannt, ist unsere größte 
(10 000 qkrn) und schönste Insel. Sie besteht aus Kreidegestein, das 
an einzelnen Stellen das Meer um 125 in überragt. Die Kreide bildete 
sich aus mikroskopisch kleinen Gehäusen sehr kleiner Muscheltiere, Schnecken. 
Als das Urmeer verschwand, starben sie ab und hinterließen die mächtigen. 
Kreideschichten, die jetzt abgebaut werden und die Schreib- und Schlemm-- 
kreide, sowie verschiedene Sorten für die Papier- und Porzellanfabrikation^ 
liefern. Die wellige Oberfläche der Insel besteht aus sehr fruchtbarem 
Boden (Ackerbau), der zum Teil von herrlichem Buchen- und Eichen- 
Walde bedeckt ist. Überschaut man von der höchsten Erhebung, dem 
Rugard (E. M. Arndt-Turin), die Insel, so erkennt man ihre zerrissene 
Gestalt, die einer Spinne mit ausgespreizten Beinen nicht unähnlich ist. 
Wegen der Naturschönheiten wird Rügen von Fremden zur Erholung und. 
zu Badezwecken sehr viel besucht. Die waldreiche Halbinsel Jas-, 
mun d mit ihrer 133 in hohen blendendweißen Kreide-Steilküste (Stubben-» 
kammer, Königsstuhl), umspült von dem milchig gefärbten Wasser, ist am 
schönsten. Im Waldesdickicht liegen der sagenhafte Herthasee und die 
Opfersteine und einige Stunden südlicher die sehr besuchten Badeorte 
Saßnitz und Binz. Die Nordspitze der Insel heißt Arkona (55 m)._ 
Hier verehrten einst die Wenden den mächtigen, vierköpsigen Swantewit. 
Jetzt steht hier ein Leuchtturm. Der Hauptort der Insel ist Bergen. 
Von Stralsund an der pommerschen Küste führt eine Fähre die Gfen- 
bahnzüge nach Rügen. 
d) Die Flüsse. 
Das Flachland wird von 6 großen, schiffbaren Flüssen, die als 
Handels- und Verkehrsstraßen dienen, durchzogen. Die Senkung der 
ganzen Ebene nach NW. bestimmte die Hauptrichtung der Flußläufe. 
(NW.) Das östliche Tiefland ist reicher bewäffert als das westliche. 
Hier fließen der Rhein (Unterlauf), die Ems und die Weser (Unterlauf) 
mit ihren Nebenflüssen zur Nordsee. Im O. gehören die Flüsse fast mit 
ihrem ganzen Laufe dem Tieflande an (Elbe, Oder), die Weichsel nur im 
Unterlaufe. Sie durchschneiden dasselbe merkwürdigerweise in 3 Haupt- 
richtungen. Nach N. fließen die Oder mit Bober nnd Görlitzer Neiße, sowie 
die Spree. Nach W. eilen: Warthe, Netze, Pregel, Memel, nach S. 
viele Abflüsse des nördlichen Höhenzuges, so die Havel und die Brahe. 
Zu diesen Flüssen gesellen sich im O. viele künstliche Wasserstraßen, 
Kanäle, so vor allem der Oberländer- (teils Schleusen-, teils Eisen- 
bahnftrecke), der Bromberger-, der Friedrich-Wilhelm-, der 
Finow-, der Planer-, der Elbe-Trave-Kanal, im W. der 
Rhein-Ems-Kanal, im N. der Kaiser-Wilhelm-Kanal. Auch 
au Seen übertrifft der O. den Westen bedeutend, der nur zwei nennens- 
werte, das Stein huder Meer und den Dümmersee, zählt. Die 
großen Flußtäler bestehen durchweg aus sehr fruchtbarem Schwemm¬
	        
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