Full text: Enthaltend die vierte Stufe: Europa (Theil 2)

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Frankreich. Die Gascogner wandern wegen der Dürftigkeit ihres Bodens 
häufig aus oder dienen in fremden Heeren; der Nordfranzose liebt es, sich über 
die Ausschneidereien und närrischen Windbeuteleien (Gasconnaden) der Gas- 
cogner lustig zu machen; es ist eben ein natürlich lebendiges, heiter witziges, 
dabei liebenswürdig gutherziges Völkchen. Längs der niedrigen Küsten des 
biscayischen Meerbusens zieht sich zwischen Garonne und Pyrenäen in einer 
Länge von c. 30 Stunden und einer Breite von 15 — 20 Stunden traurig 
ödes, sandiges, sumpfiges Haideland: les Landes. Sie sind mit dem röth- 
lichen Haidekraut, mit Fichten und Korkeichen bedeckt und an der Meeresseite 
von einer langen Reihe weißer Dünenhügel begrenzt, dahinter eine Menge 
Strandseen oder Salzlachen liegen. Die Bewohner der wenigen zerstreuten 
Dörfer dieses Landstrichs sind von gascognischerAbstammung, ein gutmüthiges, 
ungebildetes, halb nomadisches Volk, gehen in Schasselle gekleidet, weiden aus 
hohen Stelzen daherschreitend —deren sie sich auch beim Arbeiten bedienen — 
ihre Heerden schwarzer, grobwolliger Schase, betreiben die Hühnerjagd, das 
Kohlenbrennen, das Schneiden von Korken und das Verfertigen von hölzernen 
Schuhen (Sabots). Bayonne.am Adour, eine Stunde von dem Golf von 
Biscaya, ist eine Festung und Hafenstadt, treibt beträchtlichen Handel mit 
Spanien und Frankreich, zur See- besonders Stockfisch- und Walsischfang. 
Fälschlich leitet man den Namen des Bajonetts von Bayonne ab, wo es 1679 
soll erfunden sein. In der Nähe am Meere der Badeort Biarritz (Villa 
Eugenia) desgl. am Adour, Bagneres: die erste Badestadt Frankreichs. 
Dabei das Campanerthal. Bordeaux ist eine sehr schöne Stadt voll präch¬ 
tiger Straßen, Alleen, Paläste. Die Straßen sind meist schnurgerade, sehr 
breit, schön gepflastert, mit eleganten, schattigen Promenaden geschmückt, die 
Paläste vier bis fünf Stockwerke hoch, mit mehreren Balconen und platten 
Dächern. Die Kaufhallen, besonders die Gold-, Silber- und Juwelenläden 
übertreffen an Größe und Reichthum noch die von Paris, und des Abends, 
wo Hunderte von Gascandelabern diese mit fürstlichem Luxus ausgestatteten 
Räume in ein blendendes Lichtmeer hüllen, ist der Anblick ein ganz Märchen- 
haster. Rings ist die Stadt von reizenden Promenaden und prächtigen Villen 
umgeben, in deren Gärten die Cypresse wächst, der Feigen- und Mandelbaum 
gedeiht. (Die sranzös. Gartenanlagen mit den beschnittenen schnurgeraden 
Taxushecken und bemalten hölzernen Figuren haben im Allgemeinen etwas 
Steifes, Gemachtes). Eine breite Riesenbrücke von 17 weiten Bogen führt 
auf das rebenbedeckte User der majestätischen Garonne gegenüber, wo immer 
Hunderte der größten Seeschiffe vor Anker liegen. Die Garonne mündet 12 
Stunden von der Stadt. Bordeaux hat nächst Nantes den größten Antheil an 
dem französisch-amerikanischen Handel (nach Havanna, Mexico) und versorgt 
vermittelst des Canals von Languedoe das südliche Frankreich mit Colonial- 
waaren. Berühmt sind die Bordeauxweine, zu denen auch die von M^doc 
gerechnet werden. — Auch für den Cognac ist Bordeaux der Hauptausfuhr- 
Hafen. 
B. Languedoc (im S. die Sprache langue d'oe, die romanische, im N. 
die langue d'oui oder cl'oil, die französische) ist eine gebirgige Landschaft, im 
NO. von den Sevennen durchzogen, hat im O. Antheil an dem Tiefland der 
Rhone, und einen schmalen Streifen Tiefland am südlichen Küstensaum, den
	        
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