Full text: Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover

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Die rechte Zeit der Torfbereitung — die Sommerzeit — ist 
jetzt vorüber, und daher treffen wir heute auf dem Moore nur noch 
wenige Männer bei verspäteter Arbeit. An den trocken gelegten Orten 
stechen sie den Torf mit scharfen Spaten ab; dagegen wird von ihnen 
an anderen Stellen die noch feuchte Torferde in hölzerne Formen 
geworfen und daun oben mit einem kleinen Brette eben gestrichen; es 
gelingt jedoch nur bei sonnigem Herbstwetter, diesen Tors noch trocken 
unter Dach und Fach zu bringen. 
Trotz dieser alljährlich sich wiederholenden Ausnutzung des Moores 
wird die Torferde auf den großen Moorflächen nicht alle; denn sie 
bildet sich tagtäglich dadurch neu, daß die Heidekräuter, Biufeu, Ried- 
gräfer und Torfmoose, wie wir sie vor unseren Augeu sehen, in den 
Wintermonaten niedersinken und verwesen, und daß aus dieser Unter- 
läge dann im nächsten Frühjahr nene Pflanzen wachsen, welche im 
folgenden Winter dasselbe Schicksal erfahren. 
Durch das Herausnehmen der Torferde entstehen aber zahlreiche 
Gruben, mit brauuem, übelschmeckenden Moorwasser angefüllt, und 
um dieses abzuleiteu, hat man mehrfach Abzugsgräben angelegt, unter 
denen der Schiffgraben, an welchem wir auf dem Rückwege entlang 
gehen, der größeste ist. Er gleicht einem kleinen Flusse und fließt 
über „Gr. Buchholz" uach dem Steuerndiebe und von da in gerader 
Linie durch die Eilenriede an dem Zoologischen Garten vorüber bis 
nach dem „Neuen Hause" hin, wo ein übermauerter Kaual das Wasser 
aufnimmt, um es der Leine zuzuführen. Noch zu Anfang dieses Jahr- 
Hunderts fuhren die Bewohner Hannovers den Torf mit Kähnen auf 
diesem Wasserwege durch die Schissgrabeustraße bis an das Aegiedienthor. 
Aus dem Wege durch die Eileuriede freuen wir uns über diesen 
herrlichen Wald, welchen man mit Recht einem großen Palaste ver- 
glichen hat, aufgebaut auf hohen Säulen, nämlich auf schlanken Tannen, 
Eichen und Buchen. Zweige und Laubwerk wölben das Dach, bald 
im Ruudbogen, bald im Spitzbogen, und Gras und Moos bilden den 
Teppich, häufig mit vielfarbigen Blumeu durchwirkt. Da wächst das 
Maiglöckchen und Leberblümchen, das Milzkraut, der Waldmeister und 
viele andere duftende Blümchen. 
Dichter und Sänger haben aus diesem Pflanzenteppiche zwei 
Blumen herausgenommen und dieselben mit ihren Liedern verherrlicht: 
das Maiglöckchen und den Waldmeister.
	        
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